SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Glauben stärken

Sich Einmischen in den Glauben Anderer - das geht gar nicht. Finde ich.
Denn: Gott vertrauen, das ist eine sehr intime Geschichte zwischen Gott und einem Einzelnen. Das geht Andere nichts an. Oder doch? Vielleicht so, wie davon in der Bibel erzählt wird:
Jesus sagt einmal Petrus, seinem so von Gottvertrauen erfüllten Jünger, ins Gesicht:
„Petrus, ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre." (Lk 22,32)
Will sagen: „Petrus, du glaubst, du vertraust, aber es kommen noch Erfahrungen in deinem Leben, die werden dein Gottvertrauen erschüttern. Und zwar so sehr, dass dein Glauben schwächelt, nachlässt, wankt und sogar verschwinden kann. Bis hin zur Aufgabe.
Darum bitte ich für dich: Dein Vertrauen soll nicht aufhören."
In letzter Zeit erlebe ich das.
Wie Menschen einander im Glauben bestärken. Durch Gespräch, im Gebet.
Wenn auf einmal die Stürme des Leben, Gottvertrauen erschüttern und regelrecht entwurzeln. Wenn ich mitbekomme, wie sehr ein Mann unter der Trennung von seiner Partnerin leidet. Abschied nach so vielen Jahren. Mit einem Mal. Per Brief. Und wie dann Selbstvorwürfe groß werden. Selbstzweifel ins Groteske wachsen. Wie alles und jedes, was im Leben begegnet, nur noch darauf bezogen wird. Und der Verlust der Partnerschaft alles überschattet, alles Helle und Schöne vertreibt. Wie daran Selbstbild und Selbstachtung zerbröseln.
Dann bete auch ich darum, dass ihn sein Gottvertrauen, das ihn bis hierher getragen hat, nicht verlässt. Dann bete ich und manchmal schreibe ich es auch auf - oder sage es direkt - zur Erinnerung: "Da ist etwas in deinem Leben - wie ein nicht zerstörbarer Kern - das kennst Du, das trägt Dich - auch jetzt. Du kannst weiter darauf vertrauen: »Mein Leben ist in Gottes Händen geborgen.« Selbst wenn Berufsunfähigkeit droht - oder wenn eine Krankheit dir einen lieben Menschen raubt."
Ich habe bei mir und anderen immer wieder erlebt: Wir Menschen können einander beistehen, in der Not verlorenes Vertrauen wieder zu finden. Auf dass wir nicht in Leid und Selbstmitleid versinken. Manchmal können dabei auch die Erfahrungen der Alten weiterhelfen, wie sie in Lieder oder Gedichten aufgehoben sind... Wie zum Beispiel in einem Liedvers wie diesen:
„Wenn alles bricht, Gott verlässt mich nicht,
größer als der Helfer ist die Not ja nicht.

(nach EG 623,2)
Wo ich so etwas höre - oder spüre, dass Andere mich im Glauben bestärken, da hilft mir das ungemein.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14610
weiterlesen...