SWR3 Gedanken

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„Das Essen schmeckt wie vom Himmel"
Hat ein Gast gesagt. Das war in der Vesperkirche in Mannheim.
Jetzt haben wir wieder für ein paar Wochen
die Bänke aus der Kirche geräumt.
Weil täglich um die 500 Menschen hier drin essen.
In der Kirche?
Ja, in der Kirche,
weil wir hier spüren, wie der Himmel aufreißt,
einfach weil wir uns üben darin,
einander zu begegnen:
Da sind die einen - die auf der Schattenseite des Lebens,
die noch nie ein zuhause hatten,
nur Heim und Knast und Psychiatrie
oder einen Kaufhausbelüftungsschacht zum Übernachten
oder die Straßenbahn die nachts durchfährt und in der man schlafen kann.
Und da sind die anderen. Ihr Leben ist vielleicht nicht immer perfekt,
aber sie merken hier, was sie alles haben
und dass das nicht selbstverständlich ist.
Eine Frau sagt am Ende des Tages
„Ich weiß jetzt wie wertvoll es ist, dass ich nachhause fahren kann,
dass ich eine warme Wohnung habe
und etwas zu essen im Kühlschrank
und dass jemand sich dafür interessiert
was ich erlebt habe.
Dann gehe ich und mache etwas Sport zum Ausgleich
und erhole mich in der Sauna.
Ich kann Freunde anrufen und telefonieren
und mich für heute Abend verabreden.
Ich bleibe nicht allein, mit alle dem was ich erlebt habe.
Ich wusste nicht wie reich mein Leben ist,
bevor ich nicht hier erlebt habe,
wie wenig andere haben.
Ich wusste nicht, dass all das nicht selbstverständlich ist
Wie gut dass ich hier ein wenig davon weitergeben kann."
Sorgfältig legt sie ihren schönen Schal um die Schultern und meint:
Ich gehe so reich beschenkt nach Hause, das hätte ich nie erwartet.

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