SWR4 Abendgedanken

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Katholische Christen erinnern sich heute an Giovanni Don Bosco. Der Name sagt vielleicht vielen nichts, aber manche kennen bestimmt seinen Ausspruch: Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.
Don Bosco hat im 19. Jahrhundert in Italien gelebt und ist in Rom Pfarrer einer Gemeinde am Stadtrand gewesen. Weil er sich besonders um die jungen Leute seiner Gemeinde gekümmert hat, gilt er auch als Patron der Jugend. Und da hab ich mir gedacht, dass es sicher in seinem Sinne ist, wenn ich jetzt über die Jugend von heute nachdenke und ein Loblied auf sie singe: Viele junge Menschen kommen sich heute eher als Problemfall vor: Politiker streiten darüber, wie sie durch Bildung auf den richtigen Weg gebracht werden können. Dabei weiß man, dass Kinder und Jugendliche das Gefühl brauchen, dass sie erwünscht sind. Für viele löst allein schon das Wort „Pubertät" eher Abwehr als Verständnis aus. Selbst bei Eltern und Lehrern. Aber die Erwachsenen könnten es ja besser wissen, denn jeder von uns hat die Pubertät ja erlebt. Die meisten wollen zwar gerne wieder jung sein, aber die wenigsten wollen in die Pubertät zurück.
Dabei sehe ich in meinem Alltag als Lehrer so viele junge Leute, die mich zuversichtlich stimmen:
Da gibt es Jugendliche, die sich für die Schulgemeinschaft ins Zeug legen, Feste und Ausflüge organisieren, mutig Kritik vorbringen und sich für Gerechtigkeit einsetzen. Oder solche, die sich als Streitschlichter dafür einsetzen, dass die jüngeren lernen, Konflikte ohne Gewalt zu lösen. Und solche, die voller Stolz von ihrem Sozialpraktikum erzählen, wo sie zum Beispiel im Altenheim mitgeholfen haben. Ich kenne eine Gruppe, die sich in ihrer Freizeit für einen behinderten Mitschüler einsetzt und ihn auch in der Schule so betreut, dass er den Alltag schafft. Manchmal sogar so, dass sie dann für ihre eigenen Aufgaben weniger Zeit haben und schlechtere Noten riskieren.
Und da gibt es viele Jugendliche, die sich für Politik interessieren und sich Sorgen machen, was aus unserer Gesellschaft in der Zukunft wird.
Immer schon hat es Menschen gegeben, die auf die „Jugend von heute" geschimpft haben. Aber wenn ich die Augen auf mache, sehe ich etwas anderes. Und wenn ich je mal der Versuchung erliegen sollte und den Satz anfange „Die Jugend von heute...", dann habe ich mir vorgenommen, dass ich ihn so zu Ende führe: „...war schon immer besser als ihr Ruf!".

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