SWR3 Gedanken

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Ein Werbegrafiker hat mal zu mir gesagt: „Die Christen haben ein beneidenswert gutes Logo." Ich hab ihn fragend angeguckt. Und er: „ Ja klar, das Kreuz. Super Wiedererkennungswert, schnell und einfach mit zwei Strichen gezeichnet, und es steckt voller Inhalt. Außerdem ein Symbol der Zustimmung. Jeder, der sich mit etwas einverstanden erklärt, muss ein Kreuzchen machen."
Stimmt, so habe ich das noch nie gesehen. Ich habe mit dem Kreuz bisher eher die leidigen Debatten in Verbindung gebracht, wo nun in öffentlichen Räumen eins aufgehängt werden darf und wo nicht.
Es ist schon erstaunlich, dass es das Kreuzzeichen zum Hauptsymbol des Christentums gebracht hat, denn eigentlich hat es ja einen grausamen Ursprung. Die Römer haben mit dem Kreuz manche ihrer Gefangenen gefoltert und hingerichtet. Einer davon war Jesus. Aber ganz eng mit dem Tod Jesu ist eben auch die Hoffnung auf die Auferstehung verbunden. Deshalb hat das Kreuzzeichen für mich keinen grausamen, sondern einen hoffnungsvollen Charakter. 
Der Werbegrafiker hatte schon recht: zwei Striche, und ein Kreuz ist gemalt. Mich fasziniert allerdings am Kreuzzeichen weniger, wie genial es als Logo funktioniert. Viel interessanter finde ich die beiden Dimensionen, die da drin stecken. Der Längsstrich könnte bedeuten, dass es eine Verbindung zwischen Gott und den Menschen gibt: Wir beten zu ihm, er begleitet uns. Das ist die spirituelle Dimension des Christentums. 
Die Querrichtung weist darauf hin, dass wir Menschen untereinander gut in Kontakt bleiben und einander unterstützen sollen. Für mich die fürsorgliche Dimension meiner Religion. 
Die beiden berühmtesten Striche der Welt - Längsbalken und Querbalken könnten also auf die beiden Grundpfeiler des Christentums hinweisen: Mit Gott und mit den Menschen in Kontakt bleiben. Vielleicht denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal ein Kreuzchen machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14544
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