SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Allein sein mit sich - das kann ganz schön hart sein. Ich meine jetzt richtig allein, also auch ohne Handy und Internet, vielleicht sogar ohne Fernsehen und Buch. Ich probiere das ab und zu mal aus für ein paar Tage im Kloster. Am Anfang weiß ich gar nichts mit mir anzufangen, dann merke ich, wie ich automatisch nach Zerstreuung suche. Und wenn ich mich auf die Leere einlasse, dann merke ich, wie ich mit mir selbst in Kontakt komme. Mit meiner Vergangenheit und mit meinen Fragen nach der Zukunft. Das kann auch anstrengend sein.
Ein Meister des Alleinseins ist der Heilige Antonius aus Ägypten gewesen. Um das Jahr 270 herum ist er gerade mal 20 Jahre alt und steckt in einer tiefen Krise. Seine Eltern sind gerade gestorben und er sucht nach einem neuen Lebenssinn. Antonius beschließt auszusteigen und zieht sich in die Wüste zurück. Dort verbringt er viele Jahre in einer Felsenhöhle. 
Wie hart das gewesen sein muss, zeigen alte Bilder. Antonius umringt von fiesen Dämonen, die an ihm zerren und ihn bedrängen. Sie stehen für Ängste und innere Kämpfe in der Einsamkeit. Aber irgendwann ist Antonius an einem Punkt, da kann ihm nichts mehr was anhaben. Ein Freund von ihm hat ihn so beschrieben: „Weder war er aus Gram missmutig geworden, noch vor Freude ausgelassen. Er war vielmehr ganz Ebenmaß und natürlich in seinem Verhalten." 
Bald schon spricht sich das herum, und viele Menschen suchen Rat bei Antonius. Manche nehmen ihn sich sogar als Vorbild und ziehen auch in die Wüste. Von diesen ersten Mönchen wird berichtet, sie seien wie Antonius weise gewesen, sparsam mit Worten, milde im Beurteilen von Menschen und gelassen ohne Ende. 
Das wünsche ich mir auch manchmal. In mir selbst ruhen, im Reinen sein mit meiner Umwelt und mir. Ich kann und will zwar nicht in die Wüste ziehen, aber ab und zu eine Auszeit, das will ich mir gönnen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14542
weiterlesen...