Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Inspektor Rebus löst seine Mordfälle  in Edinburgh in Schottland. Er ist Einzelgänger, verbeißt sich regelrecht in seine Fälle und hat ein Alkoholproblem. Mit seinen Mitarbeitern trifft er sich deshalb schon Mal in seiner Stammkneipe zum Meinungsaustausch. Da kommt neben den Ermittlungen auch ab und zu Grundsätzliches aufs Tapet.  Und so lese ich folgenden Dialog in meinem Krimi:

„Früher bin ich auch in die Kirche gegangen", fuhr Tibbet fort." Hab mit vierzehn damit aufgehört. Meine Mum ist an Krebs gestorben, danach hab ich keinen rechten Sinn mehr darin gesehen."
„Sie waren früher auch Kirchgänger, stimmt's?"
„Mag sein, ja", räumte Rebus ein und blies Rauch in die Luft. „Vor Jahren hab ich's in ein paar Kirchen probiert. Antworten hab ich keine gefunden."
Goodyear nickte. „Was Colin gesagt hat, trifft auf ziemlich viele Leute zu, glaub ich. Ein geliebter Mensch stirbt, und wir geben Gott die Schuld daran. War das bei Ihnen auch so?" „Gar nichts war", erklärte Rebus mit eisiger Miene...
(Ian Rankin, Ein Rest von Schuld, München 2008,  S. 235)

Ja, wer als Polizist ständig mit Mord und Totschlag konfrontiert wird, der kann den Glauben an Gott im wahrsten Sinne des Wortes verlieren. Und wer von Berufs wegen immer auf der Suche nach klaren  Antworten ist, der erst recht. Denn das ist eine der unbequemsten Tatsachen des christlichen Glaubens: es gibt auf die Frage nach  dem Leid in der Welt keine befriedigende Antwort. Warum Menschen unbegreiflich grausam sein können, warum Kinder sterben und Eltern weiter leben, warum die einen putzmunter und die anderen todkrank sind: ich weiß es nicht. Und ich habe großen Respekt vor den Menschen, die sich mit dem Bild eines gütigen Gottes, der die Menschen liebt, abquälen und diese Vorstellung einfach nicht mit der Realität in Einklang bringen können. Und weil das nicht geht, legen die einen den Glauben ab, andere sperren ihn weg, so wie der Inspektor im Krimi mit den Worten: „Gar nichts war...". Es gibt aber auch die, die akzeptieren, dass Gott nicht alle Probleme löst. Dass er kein Gott ist, den wir nach unseren Maßstäben schnitzen können. Er bleibt unbegreiflich und trotzdem vertrauen sich Menschen ihm an. Das ist ein Glauben, der unglaublich klingt. Aber genau das macht's ja eigentlich aus.....

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14523
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