SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Es gibt Musik, da muss ich immer heulen, wenn ich sie höre. Nicht, weil sie so traurig ist, sondern weil sie so wunderschön ist. Und weil sie von etwas handelt, was man kaum mit Worten beschreiben kann. Zum Beispiel von der Sanftheit der Engel.
Der Engelsgesang aus dem Oratorium „Elias" gehört dazu.
Es ist das schönste Oratorium des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy. Und es erzählt die aufregende Geschichte des Propheten aus dem Alten Testament in der Bibel.
Elia führte einen verzweifelten Kampf gegen den Götzenglauben. Damit zog er den Zorn der Königin auf sich. Sie verfolgte den Propheten und trachtete ihm nach dem Leben.
An dieser Stelle im Oratorium erklingt der Gesang der Engel. Und man hört wie dieser Elia von Gott auf wundersame Weise bewahrt und gerettet wird. Achtstimmig singen die Engel bei Mendelssohn, und vielen Menschen geht es wie mir: Es überkommt sie die Rührung, wenn dieser wundervolle Gesang erklingt: Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.
Was für eine schöne Vorstellung: Überall umgeben mich Gottes Engel. Die Musik beschreibt das Staunen darüber. Ich entdecke etwas ganz Behutsames. Kein starrer Schutz-Panzer umgibt mich, der mich einfach nur abschirmt von meiner Umgebung sondern eine ganz sanfte Fürsorge. Umsichtig und fürsorglich geben Engel auf mich acht.
In der Bibel wird erzählt, dass Elia von einem Engel mit Wasser versorgt wird und mit Brot, als er zu Tode erschöpft ist. Er muss sich lange ausruhen von dem aufregenden Kampf mit der Königin. Und immer wenn er aufwacht, hat ihm ein Engel etwas zu essen gebracht.
Solche Engel kenne ich auch. Einmal, als ich eine schlimme Grippe mit Fieber hatte, brachte mir ein Engel eine Hühnersuppe. Und als mein Geburtstag mal mitten in eine anstrengende Zeit fiel, kam ein anderer Engel und hatte einen Kuchen gebacken, mit dem ich meine Gäste bewirten konnte. Diese Engel waren dann weniger sanft. Eher handfest und zupackend.
Immer wenn ich Mendelssohns Engelsmusik höre, denke ich an die Engel, die mir guttun in meinem Leben. Wahrscheinlich wissen sie gar nicht, dass ich sie für Engel halte. Es reicht ja, dass ich es weiß!
Und ich staune darüber wie die Musik von Mendelssohn: Wie typisch es doch für Engel ist, dass sie einfach da sind und gut tun.

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