SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Sie haben sich schon so darauf gefreut. Auf die Geburt ihres Kindes.
Die ganze Familie hat sich vorbereitet. Der Onkel freut sich, dass er Onkel wird. Die Oma, dass sie nun endlich Oma wird.
Das Zimmer ist schön hergerichtet. Die Baby-Ausstattung ist vollständig. Alle Nachbarn wissen Bescheid. Es steht ein großes Ereignis bevor. Die Eltern sind überglücklich. 
Und dann, sechs Wochen vor der Geburt, erfährt die Mutter das Unsagbare: Ihr Kind ist unheilbar krank. Es wird nicht lange am Leben sein, wohl nur ein paar Tage nach der Geburt. Ein Schmerz zieht durch ihr Herz. Mein Kind soll leben, um bald zu sterben? Keiner weiß eine Antwort.
Das Leid, die Tränen, alle trauern gemeinsam und rücken so enger zusammen. Und dann entsteht ein leises „Trotzdem". Hoffnung und Zuversicht breiten sich aus. Und der gemeinsame Wunsch: Wir wollen diesem, unserem Kind eine würdevolle Ankunft und einen würdevollen Abschied bereiten. Auch wenn es schwer fällt. Die Taufe wird vorbereitet und die Beerdigung geplant.
Und dann ist er da, der Kleine. Die Freude ist groß - bei allen. Ja, fast überschwänglich wird das Kind von allen geherzt und geliebt. So, als müsste diese Liebe es tragen können bis in den Himmel. Jeder will  es in den Arm nehmen und fest umarmen. So fest wie es geht. So fest, um ihm zu zeigen: Wir lieben dich. Wir sind bei dir. 
Für den nächsten Tag ist die Taufe angesetzt. Der Onkel des kleinen Jungen ist Priester. Ein schöner Zufall. Er stammelt und sucht nach tröstenden Worten: „Uns ist ein Kind geboren." Wir freuen uns alle miteinander, auch wenn wir wissen, dass wir es bald wieder loslassen müssen. Gott hat uns versprochen - so wie es uns der Prophet Josua (1,5) sagt: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht." Er ist gut aufgehoben bei Gott. Und dann fragt der Priester die Eltern nach dem Namen des Kindes. "Wir wollen ihn taufen auf den Namen: Joachim. Denn das bedeutet übersetzt: Gott richtet auf."  

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