SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Eigentlich bin ich ein netter Kerl. Ich habe viele Freunde - nicht nur auf Facebook. Manche stehen mir näher, manche wohnen weit weg, andere um die Ecke, mit einer gehe ich joggen, mit einem anderen öfters ins Kino. Mit meinen Freunden kann man Pferde stehlen und mit manchen habe ich das auch schon gemacht. Meine Freunde sind Menschen wie du und ich, mit Fehlern und Schwächen, da gibt es die Perfektionistin, die eigentlich nie Zeit hat; da gibt es einen, der gerne über den Durst trinkt und eine andere, die sehr laut lacht und wie ein Seebär flucht. Und manchmal denke ich, mag ich meine Freunde gerade wegen ihrer kleinen Schwächen, eben weil sie nicht perfekt sind, sondern so wunderbar menschlich.
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" Dieser Satz findet sich gleich mehrmals in der Bibel (3. Mose 19,18 und Mt 22,39b et al.)
Und mit der Nächstenliebe das geht ja noch, aber mit der Selbstliebe ist das so eine Sache. Was ich meinen Freunden zubillige, was ich an ihnen mag, bei mir selbst ist das anders. Ich ärgere mich über mich selbst, ich bin mir peinlich, ich sag manchmal Dinge, die ungerecht und gemein sind, ich mache etwas und ich bin mir selbst nicht sicher, ob meine Motive so rein sind. Andere lieben - ok, aber mit mir selbst habe ich da so meine Schwierigkeiten.
Für Knigge - das ist der mit den Regeln fürs gute Benehmen - war das ganz klar: Wenn ich nicht nett mit mir selber bin, werde ich auch nicht nett gegenüber anderen sein können. Für Knigge gibt es „Pflichten gegen uns selbst", ganz konkret heißt das: Kümmere dich um deinen Körper, darum, dass du deinen Geist nicht vernachlässigst und deine Seele nicht verkümmert! Geh „ebenso vorsichtig, redlich, fein und gerecht mit dir selber um (...) wie mit andern"! Nur so klappt das mit dem „liebe deinen Nächsten wie dich selbst".

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14477
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