SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Weihnachten liegt hinter uns. Aber ich möchte es mitnehmen in das nächste Jahr und in meinen Alltag: Was ist alltagstauglich an Weihnachten, dass ich es mir zu Herzen nehmen möchte um es in Leben zu verwandeln?
Es ist das Bild eines Mannes, das ich vor allem mitnehmen möchte: Den Mann Josef. In ihm stecken für mich zwei Botschaften.
Die erste: Auf vielen Gemälden wird Josef ja so dargestellt:
Er steht hinter Maria, sieht ihr über die Schulter oder sieht ihr zu im Angesicht der Krippe. Er bleibt etwas im Hintergrund - wie Männer das öfter tun, wenn es um kleine Kinder geht. Aber er steht aufrecht, aufmerksam, er drückt sich nicht. Er steht hinter und zu Maria und dem Kind. Er wird dem, was auf sie zukommt, aufrecht und aufrichtig entgegen gehen. Josef kann das, weil er Gott hinter sich weiß.
Ich hoffe, dass mir dieses Bild von Weihnachten bleibt: Gott ist in Jesus Mensch geworden. Er begibt sich in menschliche Verhältnisse, in schwierige Zeiten. Und das gibt Rückhalt: Gott steht hinter uns Männern, so wie er hinter Josef gestanden hat. Das hilft aufrecht zu leben. Gott hat keine Freude dran, wenn Menschen geknickt werden, im Gegenteil, ich glaube, Gott mag aufrechte Menschen. Aufgerichtete und aufrichtige. Gott vermag aufzurichten, wenn das Leben drückt. An Josef kann man sehen, es ist möglich: Aufrecht zu leben, weil Gott in die Welt kommt und den Rücken stärkt.
Die zweite Botschaft, die ich an dem Mann Josef ablese:
Weihnachten ermutigt, das aufrechte Leben miteinander zu üben. Es tut Maria gut, dass ein aufrechter Mensch wie Josef hinter ihr steht. Es geht: Menschen können einander das geben.
Ich finde das wichtig, gerade in diesen Zeiten. Menschen wie Josef bei sich zu wissen, die einem nicht in den Rücken fallen, sondern zu einem halten. Die sich zuständig für einen fühlen. In Situationen, in denen man einzuknicken droht oder einem die Kraft schwindet, aufrecht zu bleiben. Wenn man selbst müde wird.
Gut auch, wenn es mir selbst gelingt, hinter anderen Menschen zu stehen und ihm oder ihr den Rücken zu stärken.
Ich glaube, es ist gut, wenn wir das üben. Zuerst jeder bei sich. Es ist gut, wenn wir nicht vergessen, dass Menschen Menschen brauchen. Allein ist es auf Dauer schwer, aufrecht zu leben, einander dabei zu stützen macht es leichter. Ich möchte üben, nicht nur allein aufrecht sein zu wollen. Die Stütze von anderen zuzulassen. Einander zu stützen ist keine Schwäche, sondern Stärke.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14465
weiterlesen...