SWR2 Wort zum Tag

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Die Unlust, Kinder zu bekommen ist nirgends so groß wie in Deutschland. Kurz vor Weihnachten war es zu lesen.1,3 Kinder pro Frau werden in unserem Land geboren. In Frankreich sind es mehr als 2 Kinder. Die Autoren der Studie sind sich relativ sicher. Diese Unlust liegt weniger an der Politik, es sind gesellschaftliche kulturelle. Gerade gebildete Frauen haben den Eindruck, dass sie Selbstverwirklichung, eine eigene berufliche Karriere und Kinder nicht gut miteinander verbinden können. Mich macht diese Tatsache irgendwie auch traurig. Gerade auch nach Weihnachten. Wie passt das zusammen? Diese Unlust, Kinder zu bekommen auf der einen Seite und die über die Maßen große Wertschätzung von Weihnachten auf der anderen. Steht doch da ein Kind symbolisch im Mittelpunkt der Welt. Weihnachten feiern wir die Wertschätzung von Kindern und von verlässlichen Beziehungen. Vor allem bei uns in Deutschland ist Weihnachten „das" Fest des Jahres. Ausgeprägter als in den meisten anderen Ländern. Aber vielleicht liegt darin auch ein Problem. Könnte es sein, dass unser Weihnachten die Kleinfamilie symbolisch zu sehr überhöht? Und die Erwartungen an Eltern, vor allem an Mütter ebenso. Zu hoch, zu ideal, als dass man sie real leben könnte. So ideal, dass viele potentielle Eltern davor zurückschrecken und Abstand nehmen von Kindern? Könnte es sein, dass unsere Hochschätzung von Weihnachten und die Unlust zum Kind etwas miteinander zu tun haben? Vielleicht ist es an der Zeit, viel mehr zu erzählen, wie real diese Heilige Familie gewesen sein muss. Sie nicht zu überhöhen als Ideal der Kleinfamilie, sondern zu erzählen, wie geerdet sie war. Maria und Josef waren sicher mutige Menschen. Sie haben sich mutig eingelassen auf ein Leben mit Risiken. Sie hatten nicht viele äußere Sicherheiten, auf die sie sich verlassen konnten. Die Bibel erzählt immer wieder, wie sie das Vertrauen in das Leben mit Kind Schritt für Schritt gelernt haben. Und daran gewachsen sind. Und gewiss ist Maria keine Mutter nach „deutschem" Ideal gewesen. Die in den ersten drei Jahren allein für ihren kleinen Jesus da gewesen wäre. In der Bibel wird erzählt, dass es in der Familie weitere Kinder gegeben hat. Keine Kleinfamilie in heiliger Dreisamkeit. Der kleine Jesus ist groß geworden mit anderen Kindern. Ich stelle mir Maria als Mutter vor, die ihren Jesus schon früh hat springen lassen. Manchmal auch besorgt, z. B. als er sich drei Tage von der Familie abgesetzt hat in den Tempel. Aber ohne schlechtes Gewissen und mit viel Gottvertrauen.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14464
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