SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Ora et labora" - bete und arbeite. Nach dieser Regel leben Nonnen und Mönche auf der ganzen Welt seit Jahrtausenden. Die Regel „ora et labora" geht zurück auf den Heiligen Benedikt von Nursia, er lebte im fünften und sechsten Jahrhundert. Aber natürlich hat es schon vor dem Heiligen Benedikt Klöster gegeben. Und auch die Anweisung „bete und arbeite" kannte man schon vor ihm. Bereits Basilius der Große, ein Mann aus dem 4. Jahrhundert dessen Gedenktag wir heute begehen, hat sie propagiert. Er lebte in Kappadozien in der heutigen Türkei, war Mönch, Bischof und ein großer Theologe. Aber egal wer als erster diese Regel aufgestellt hat, sie ist von großer Wichtigkeit für das Leben im Kloster. Sie strukturiert den Tag und hütet vor Einseitigkeiten. Zum einen vor der Einseitigkeit nur zu beten und damit vor lauter reden mit Gott das normale Leben zu vergessen. Und zum andern vor der Einseitigkeit nur zu arbeiten und darüber Gott aus dem Auge zu verlieren.

Ein gesunder Wechsel zwischen Arbeit und Gebet ist aber nicht nur für Klosterleute eine gute Sache. Auch für Menschen, die zunächst einmal von sich behaupten, mit Gott nicht viel am Hut zu haben, kann „ora et labora" hilfreich sein. Denn es tut jedem Menschen gut, das tägliche Arbeiten, regelmäßig zu unterbrechen. Und in dieser Unterbrechung sich Zeit zu nehmen, auf sich selbst und die Welt zu schauen. Gütig oder auch kritisch sein eigenes Leben in den  Blick zu nehmen. Je nach dem kann man dabei klagen aber auch loben. Man kann fragen und schimpfen, fluchen und sich freuen. All das kann Gebet sein. Ist es auch bei vielen Menschen. Denn viele wenden sich in ihrem inneren Dialog an ein unbekanntes Es. Hoffen, dass da einer zuhört, von dem man leider nicht genau weiß, ob es ihn gibt. Gerade die Abendstunden sind eine gute Zeit für eine solche Unterbrechung; eine gute Zeit, sich selbst, sein Leben, die Welt und  den heutigen Tag in den Blick zu nehmen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14453
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