SWR2 Wort zum Tag

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Jesus geht auf Menschen zu und darin wird Gott sichtbar, so etwa könnte man auf einen Nenner bringen, was die vier Evangelien in vielen Beispielen erzählen.
Jesus sucht die Begegnung mit Menschen und diese kommen ihm entgegen. Die nicht selber gehen können, lassen sich zu ihm hin tragen. Jesus berührt einen Aussätzigen. Er isst und trinkt mit Menschen, die man nach damals geltenden Gesetzen zu meiden hatte. Der Vorsteher einer Synagoge bittet: Leg meiner Tochter die Hände auf, damit sie gesund wird und am Leben bleibt. ((Eine Frau kommt im Gedränge der Leute von hinten an ihn heran, um sein Gewand zu berühren. Einem Taubstummen berührt er die Zunge.)) Einem Blinden legt er die Hände auf die Augen. Einen Jungen fasst er bei der Hand und richtet ihn auf. Kinder nimmt er in seine Arme und segnet sie, indem er ihnen die Hände auflegt. „Alle, die ein Leiden hatten, drängten sich an ihn heran, um ihn zu berühren". „Die ihn berührten, wurden geheilt".
Vor allem im Evangelium nach Markus ist dieser Zusammenhang unübersehbar, dieses Ineinander von Jesu Zugehen auf Menschen und der darin sichtbar werdenden Wahrheit Gottes. Lebendig und plastisch erzählt Markus all diese Begegnungen Jesu mit unterschiedlichsten Menschen - meist sind es Kranke und Ausgeschlossene. Und dabei will er ganz offensichtlich in den Lesern seines Evangeliums das Gespür dafür wecken, dass sie in Jesu Handeln die Dimension des Göttlichen, die Offenbarung Gottes ahnen können. Markus legt seinen Lesern nahe, von Jesu Handeln her auf Gott zu schauen und darin sein Wirken zu erkennen: „Du bist mein Sohn, bist der Geliebte und ich freue mich an dir" so hören Johannes der Täufer und seine Jünger eine Stimme vom Himmel her sprechen. Auf einem Berg vernehmen Petrus, Jakobus und Johannes dieselbe Stimme, die über Jesus sagt: „Dieser ist mein Sohn, das Kind, das ich liebe. Hört auf seine Worte." Und nach Jesu Tod am Kreuz bekennt ein Hauptmann der römischen Besatzungsmacht: „Ja, dieser Mensch war wirklich Gottes Sohn".
Die Frage nach Gott ist damit nicht verstummt. Sein Geheimnis bewegt Menschen weiterhin, ihn zu suchen. Für Christen aber hat diese Suche durch Jesus Christus eine Richtung bekommen. Seine Worte und sein Handeln sind ein entscheidender Impuls, eine verlässliche Orientierung. Gott ist nicht einfach „Gott im Himmel". Gott ist für uns derjenige, der ein unbeirrbares Interesse am Menschen hat, ihn anspricht, auf ihn zugeht, ihn berührt und sich vom Menschen berühren lässt. Dieses Bild von Gott lässt sich im Evangelium Jesu entziffern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14443
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