Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Da müssen Sie beim Vulkan Ätna aber aufpassen!" Wenn ich das sage, sind die Leute meistens ein bisschen verwirrt.
Ich sage das manchmal bei Geburtstagsbesuchen. Als Pfarrer besuche ich Gemeindeglieder, die einen runden Geburtstag feiern. Und manchmal treffe ich dann Leute, die mit Gott und der Kirche gar nichts am Hut haben.
Manche von ihnen sind ganz froh, dass Sie endlich mal mit einem Pfarrer reden können. Dem wollten sie schon lange mal ihre Meinung sagen: „Wissen Sie, Herr Pfarrer, mit Gott habe ich es nicht so. Ich glaube nur das, was ich sehe!"
Das ist dann der Moment, an dem ich sage: „Aha, dann müssen Sie beim Vulkan Ätna aber aufpassen." Und dann schauen die Leute ganz verwirrt. Was soll das mit dem Vulkan?
„Na ja", sage ich dann, „auf dem Ätna, kurz vor dem Krater des Vulkans steht ein Schild: „Achtung, unsichtbare, giftige Dämpfe! Weitergehen verboten! Was machen Sie denn dann? Sie können die Dämpfe nicht sehen - also glauben Sie auch nicht daran, oder?"
Meistens ist mein Gesprächspartner dann wenig beeindruckt, eher leicht genervt. „Aber Herr Pfarrer, das ist doch ganz was anderes!"
„Da haben Sie Recht", sage ich dann. „Aber immerhin: wir glauben doch ständig an Sachen, die wir nicht sehen können. Warum sollen wir dann nicht auch an Gott glauben?
Beim Gang zum Ätna ist es doch so: Wir vertrauen den Menschen, die diese Schilder geschrieben und aufgestellt haben. Vorsicht giftige Dämpfe! Nicht weitergehen! Wir gehen nicht weiter.
Und mit Gott es ist genauso. Vielleicht ist es für uns mindestens genauso gut, den Menschen zu vertrauen, die uns in der Bibel von Gott erzählen.
Oder die uns heute von ihren Erfahrungen mit Gott erzählen. Wir könnten das ja ernst nehmen.
Und einfach mal davon ausgehen, dass Gott da ist. Und wir mit ihm Erfahrungen machen können. Vielleicht nur als Experiment. Vielleicht geht es uns besser, wenn wir an Gott glauben.
Wenn wir darauf vertrauen, dass Gott mit uns geht und uns beschützt."
„Also, Herr Pfarrer, ich weiß nicht." Sagen dann manche.
„Ja", antworte ich „ich weiß es auch nicht: aber einen Versuch ist es doch wert.
Wie wäre es, wenn wir uns heute in einem Jahr hier wieder treffen würden? Und dann erzählen Sie mir mal, wie das Jahr mit Gott gelaufen ist."

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