SWR3 Gedanken

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Es ist ein so richtiger Gefühlsmixtag, der Silvester. Nach den mehr oder minder besinnlichen Weihnachtstagen wird das Leben wieder schneller, bunter und lauter, heute Nacht jedenfalls. Die einen freuen sich auf Party, die anderen lassen es eher ruhig angehen mit Gästen und Fondue. Und nicht wenige sind allein und schauen wehmütig oder dankbar auf das Jahr zurück. Bei mir ist es von allem etwas. Um mich zu sammeln, um Herz und Hirn zusammen zu bekommen, setz ich mich an Silvester immer eine halbe Stunde in mein Arbeitszimmer und blättere meinen Terminkalender durch. Schaue mir das zurückliegende Jahr an, Monat für Monat, Tag für Tag. Ein Ritual, das mir heilig ist, denn da liegt ein weiteres Lebensjahr vor mir, festgehalten in Tagesrubriken, Zahlen und Terminen. Da bekomme ich, weil ich ja in meinen Terminkalender schaue, zuerst mal Arbeit zu sehen, aber auch rauschende Feste und zeitlos schöne Nächte. Mit manchen Tagen verbinde ich Ärger, mit anderen Trauer. Ich werde erinnert an glückliche Stunden, an volles, pralles Leben, Ich sehe schwere Tage mit Überlastungen und Traurigkeit. Dieses Jahr, genau dieses Jahr 2012 mit jedem einzelnen Tag ist ein weiteres Jahr, das mir geschenkt wurde. Ein Jahr der Katastrophen und Unglücke, des Glücks und des Schmerzes, des Leids und der Freude, wie jedes Jahr. Im öffentlichen Leben wie auch in meinem privaten. Ein Jahr, das nun bald unwiederbringlich vorbei ist. Und wie bei allem, was abgeschlossen ist, empfinde ich eine Mischung aus Zufriedenheit, Wehmut und Dank. Ich lege es vor Gott, dieses mein Leben 2012. Mit allem, was drin war und nicht drin war. Dankbar für die Höhen und die Tiefen. Weil Leben immer beides ist. Und die Höhen die Tiefen erträglicher machen und die Tiefen die Höhen bewusster und intensiver. Ich lege dieses Jahr vor Gott, danke ihm dafür und hoffe auf ein weiteres...

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