Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Es ist mal wieder voll in Bethlehem. Viele Menschen besuchen auch in diesem Jahr wieder die Stadt. Und so stehen sie dicht gedrängt in der Geburtsgrotte vor dem silbernen Stern. Hier also soll es gewesen sein. Hier soll Jesus geboren sein. Ein paar Meter weiter soll die Futterkrippe gestanden haben, in die sie das Christuskind gelegt haben sollen. Es gibt sogar eine Milchgrotte, in der Maria den Sohn Gottes gestillt haben soll.
Vielleicht fragen Sie sich auch: Ist das nicht alles religiöser Firlefanz? Wozu sollen die gut sein, diese so genannten historischen Stätten im Heiligen Land? Historisch beweisen kann man sie doch eh nicht und die Vorstellung einer Milchgrotte mit einer stillenden Maria mag vielleicht richtig sein, aber ist die nicht einfach nur kitschig?
Ich kann Ihre Skepsis gut verstehen. Auch mich irritieren manchmal Menschen, die von einer heiligen Stätte zur nächsten pilgern und hoffen, dadurch Gott näher zu kommen. Und doch glaube ich: Es braucht diese Stätten. Jesus ist ja keine Fantasiegestalt, es hat ihn wirklich gegeben. Dort im Heiligen Land ist er geboren worden und gestorben. Deshalb muss es auch Orte geben, wo man Spuren von ihm finden kann.
Mir ist das wichtig, diesen Spuren nachzugehen, weil ich glaube, dass Gott in diesem Menschen Jesus ein Gesicht und eine Gestalt bekommen hat. Dass Gott uns in ihm ganz nah gekommen ist. Und deshalb sind die Stätten in Israel und Palästina, wo er war, eben heilige Stätten.
Wer an diesen Jesus Christus glaubt, der glaubt zugleich an einen Gott, der das menschliche Leben geteilt hat, der genau wie wir als Baby auf die Welt gekommen ist. Seine Eltern mussten sich um ihn kümmern, wie unsere Eltern. Und Maria wird ihn gestillt haben. Mir hilft diese Vorstellung, wenn ich mich Gott mit meinen Sorgen anvertraue. Wenn sein Sohn einer von uns war, dann ist ihm mein Leben nicht so fern.
Als ich in der Geburtsgrotte von Bethlehem vor dem silbernen Stern gestanden bin, habe ich mich Gott nicht näher gefühlt. Aber ich war Gott dankbar, dass er einer von uns geworden ist und dass wir seine Spuren in unserer Welt finden können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14393
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