SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Seit Jahren schon gehört das „Traumschiff" zum weihnachtlichen Fernsehprogramm. Mit Sicherheit wesentlich älter ist das Schiff im Adventslied „Es kommt ein Schiff geladen". Dieses Lied dürfte im Kern fast 700 Jahre alt sein. Und es ist nicht auf einem der Weltmeere entstanden, sondern am Rhein, nämlich in Straßburg. Wahrscheinlich hat es der Theologe und Prediger Johannes Tauler den Ordensfrauen im Kloster der Dominikanerinnen einmal zu Weihnachten geschenkt. Dort wurde es über viele Generationen gebetet, gesungen und wohl auch getanzt. 

1. Es kommt ein Schiff, geladen
bis an sein' höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden,
des Vaters ewigs Wort.
2. Das Schiff geht still im Triebe,
es trägt ein teure Last;
das Segel ist die Liebe,
der Heilig Geist der Mast.
3. Der Anker haft' auf Erden,
da ist das Schiff am Land.
Das Wort will Fleisch uns werden,
der Sohn ist uns gesandt. 

Das Schiff ist von altersher ein Sinnbild für die Begegnung zweier Welten, für die Begegnung von Meer und Land, von Himmel und Erde, von Gott und Mensch. Es kommt aus unsichtbarer Ferne, nähert sich und wirft Anker und entlädt schließlich seine kostbare Fracht. In der christlichen Tradition steht das Schiff sehr häufig für die schwangere Maria, die Jesus zur Welt bringen wird. Es kann auch für die menschliche Seele stehen, in der Gott geboren wird. In diesem Lied ist das Schiff voll beladen mit einer „teuren Last", mit dem Sohn Gottes, der auch Wort Gottes genannt wird von Ewigkeit her. Das ist ein deutlicher Anklang an die ersten Verse des Johannesevangeliums, in denen Jesus Wort genannt wird: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott.... und das Wort ist Fleisch geworden. So heißt es da. Die Liebe als Segel und der Heilige Geist als Mast bringen das Schiff in Fahrt und geben ihm die Richtung. So kommt das Wort zu den Menschen und ankert auf der Erde.

Ein Adventslied voller Bilder ist das, so dass man ein bisschen seekrank werden kann bei soviel Symbolik. Bilder können nun einmal am besten ausdrücken, was Menschen ahnen und glauben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14390
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