SWR3 Gedanken

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Botswana. Kaum ein anderes Land ist so stark von Aids betroffen wie Botswana. Jeder dritte Erwachsene trägt das HI-Virus in sich. Früher wurden die Menschen in dem südafrikanischen Land durchschnittlich 60 Jahre alt, inzwischen erleben die meisten ihren 40sten Geburtstag nicht.
Eine Weile sah die Situation wieder etwas rosiger aus. Aus Indien wurden günstige Aidspräparate importiert, die sich die Menschen in Botswana auch leisten konnten. Aber genau diese preiswerten Nachahmerprodukte sind der US-Pharmaindustrie ein Dorn im Auge. Deshalb pochen sie auf die Durchsetzung von Patentrechten, die für alle Mitgliedsländer der Welthandelsorganisation gelten sollen. Auch für Indien. Damit ist Schluß für preisgünstige Nachahmerprodukte. Außer gegen hohe Lizenzgebühren. Aber da beißt sich die Katze ja dann wohl in den Schwanz.
Schutz des geistigen Eigentums, zu deutsch: das Patentrecht, steht unter anderem auch auf der Agenda des G8-Gipfels, der heute in Heiligendamm beginnt. In erster Linie soll es dabei um Raubkopien aus Fernost gehen. Denn die verderben den Mächtigen dieser Welt das Geschäft. Aber die Plagiate auf dem Medikamentenmarkt retten Millionen von Leben. Drücken wir die Daumen, dass der G8-Gipfel weise Entscheidungen trifft.
Aber eigentlich können wir ja auch mehr tun als Daumen drücken. Wir können beten. Wir können laut beten. Wir können in die Welt hineinbeten. Und dabei deutlich sagen, dass wir von den Regierungschefs der acht größten Industrienationen dieser Welt mehr erwarten als Lobbyarbeit für den Geldadel. Als Christen und Christinnen erwarten wir Solidarität mit den Ärmsten, Schutz des Lebens und Verantwortung für die Welt. Nicht mehr und nicht weniger.
Deswegen rufen heute Kirchen und kirchliche Organisationen zu einer Aktion „Acht Minuten für Gerechtigkeit“ auf. Zeitgleich mit den Eröffnungsgottesdiensten des Kirchentages in Köln werden in ganz Deutschland die Glocken läuten und Menschen beten. Von Bayern bis Schleswig-Holstein, von Nordrhein-Westfalen bis Sachsen. Und vielleicht werden diese Gebete so laut sein, dass nicht nur Gott sie hört. Sondern dass sie sogar die Herzen von Mächtigen erreichen. Und auf diese Weise den Menschen in Botswana Mut machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=1439
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