SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Das Bild im Adventskalender zeigt einen festlich gedeckten Tisch. Auf dem Teller die bestickte Serviette mit den Worten: „Wie soll ich Dich empfangen". Es sind die Anfangsworte eines Liedes von Paul Gerhardt, verfasst 1647. Und die Frage bezieht sich auf Gott: „Wie soll ich dich empfangen, und wie begegn ich dir, Du aller Welt Verlangen und meiner Seele Zier." Hier ist ein Mensch Gastgeber Gottes und fragt: wie kann ich dich denn begrüßen? Wie soll ich dich willkommen heißen?

In dem Lied liegt eine eigenartige Spannung: es ist klar, dass Gott da ist - gleichzeitig erwartet ihn der Mensch, der hier betet und singt. Mir geht es ähnlich: oft schon habe ich Weihnachten gefeiert, und trotzdem jedes Jahr wieder Advent, die Zeit in der ich mit Liedern und Kerzen und Nachdenken die Sehnsucht nach Gott besonders stark spüre. Wie kann ich Gastgeberin sein für Dich, der Du schon längst da bist? Wie empfange ich Dich, der du mich und die Welt doch schon längst umfängst? Paul Gerhardt bittet den Gast selber, ihn beim Vorbereiten zu erleuchten: „O Jesu, Jesu, setze Mir selbst die Fackel bei, Damit, was dich ergötze, Mir kund und wissend sei." So dichtet er. Und spricht dann immer wieder davon, wo er Gott rettend und nahe erlebt hat.

Und noch eine Spannung liegt in diesem Lied: da ist dieser Mensch, der so gut er nur kann, Gottes Gastgeber sein will und gleichzeitig weiß: Gott kommt, Gott ist da, weil er selber es will, weil es ihn unwiderstehlich hinzieht zu uns Menschen.

Mir hilft Paul Gerhardts Lied, mich auf Weihnachten vorzubereiten, wieder neu offen zu sein für Gott, der da ist und auf den ich hoffe. 

1. Wie soll ich dich empfangen
Und wie begegn' ich dir?
O aller Welt Verlangen,
O meiner Seelen Zier!
O Jesu, Jesu, setze
Mir selbst die Fackel bei,
Damit, was dich ergötze,
Mir kund und wissend sei.

5. Nichts, nichts hat dich getrieben
Zu mir vom Himmelszelt
Als das geliebte Lieben,
Damit du alle Welt
In ihren tausend Plagen
Und großen Jammerlast,
Die kein Mund kann aussagen,
So fest umfangen hast.

7. Ihr dürft euch nicht bemühen
Noch sorgen Tag und Nacht,
Wie ihr ihn wollet ziehen
Mit eures Armes Macht.
Er kommt, er kommt mit Willen,
Ist voller Lieb und Lust,
All Angst und Not zu stillen,
Die ihm an euch bewußt.

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