SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Ich komme überhaupt nicht mehr zur Besinnung," sagte mir eine Frau aus unserer Gemeinde. Im Kaufhaus bin ich ihr begegnet. Sie ist Verkäuferin und in den Tagen vor Weihnachten im Dauerstress. Während wir miteinander sprachen, tönte über die Lautsprecher das Lied von der stillen und heiligen Nacht. „Schön wärs!", sagte sie noch, während sie sich bereits dem nächsten Kunden zuwandte. Dabei kam ein müdes Lächeln über ihr Gesicht.
So geht es wirklich vielen. Es bleibt einfach kein Platz mehr für die stille und heilige Nacht.
Da fällt mir ein: Das erste Weihnachten ereignete sich mitten im Trubel, auf einer beschwerlichen Reise, in einem überfüllten Ort namens Bethlehem, in einer politisch angespannten Lage, täglich sorgten die römischen Soldaten für Furcht und Schrecken unter den Bewohnern.
Jesus kam nicht in die Idylle, er kam in die Not, in die Angst, in die Zerrissenheit dieser Welt.
Hier ist er zu finden, in unserer Welt, die nicht immer schön, still und heilig ist, die oft zu laut und hektisch, kalt und unbehaglich ist. In diese Welt kommt Jesus. Er wird wirklich einer von uns, unser Bruder.
Für mich heißt das: Ich will mich nicht immer nur ärgern über den Trubel an Weihnachten. Der gehört wohl irgendwie dazu. Aber ich will versuchen mir stille Augenblicke zu gönnen, mit einem guten Buch vielleicht, oder einer schönen Musik. Ich komme zur Ruhe. Und vielleicht kann ich dann etwas spüren von Weihnachten. Und mich freuen. Und das mitten im Trubel.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14380
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