SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Wie soll ich das alles nur schaffen?" Das fragen sich wahrscheinlich viele von Ihnen in diesen Tagen. In der Woche vor Weihnachten haben alle besonders viel zu tun - wir Pfarrer und Pfarrerinnen auch. Das Fest soll ja gut vorbereitet sein. Manche kommen da mit ihren Kräften an die Grenze. Mir tut in diesen hektischen Tagen die folgende Geschichte gut. Ich möchte sie Ihnen erzählen.
Ein Mann erfuhr, dass Gott zu ihm kommen wollte. „Zu mir?", schrie er entsetzt, „in mein Haus?" Er rannte durch alle Zimmer, lief die Treppen auf und ab, kletterte zum Dachboden hinauf, stieg in den Keller hinunter. Er sah sein Haus mit anderen Augen. „Unmöglich!", schrie er. „In dieser Unordnung kann man keinen Besuch empfangen. Alles ist verdreckt, alles voller Gerümpel, kein Platz zum Ausruhen, keine Luft zum Atmen."
Der Mann riss Fenster und Türen auf. „Freunde! Nachbarn!", rief er, „helft mir aufräumen - irgendwer! Aber schnell!" Er begann sein Haus zu kehren. Durch dicke Staubwolken sah er, dass ihm einer zu Hilfe gekommen war. Zu zweit schleppten sie das Gerümpel vors Haus, schlugen es klein und verbrannten es. Sie schrubbten Stiegen und Böden. Sie brauchten viele Eimer Wasser, um die Fenster zu putzen. Aber immer noch klebte der Dreck an allen Ecken und Enden. „Das schaffen wir nie!", schnaufte der Mann. „Doch, das schaffen wir!", sagte der andere. Sie plagten sich den ganzen Tag.
Als es Abend geworden war, gingen sie in die Küche und deckten den Tisch. „So", sagte der Mann, „jetzt kann er kommen, mein Besuch! Jetzt kann Gott kommen. Wo er nur bleibt?" „Aber ich bin ja da!", sagte der andere und setzte sich an den Tisch. „Komm und iss mit mir!"
Liebe Hörerinnen und Hörer, wenn Sie in diesen Tagen auch denken: „Das schaffe ich nie!" und erleben, wie jemand Ihnen zu Hilfe kommt, dann könnte es sein, dass Ihnen gerade darin Gott ganz nah ist.

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