Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Wo ist die ganze Zeit bloß wieder hin? Denke ich manchmal.
Immer wenn ich viel zu tun und vorhabe, reicht meine Zeit hinten und vorne nicht. Da wäre es doch ziemlich praktisch, wenn man da ab und zu ein bisschen tricksen könnte - mit der Zeit.
So ein paar Extrastunden am Tag zum Beispiel - das habe ich mir schon manches Mal gewünscht. Dann könnte ich mir die Zeit nehmen, die ich brauche - für all das, was ich unter normalen Bedingungen nicht hinbekomme. Schließlich gibt es immer viel zu tun.
Die ein oder andere kleine Zeitreise würde mir auch gefallen. Einen schönen Moment einfach mitnehmen und ihn nochmal erleben dürfen. Das wäre doch was.
Aber - das Tricksen mit der Zeit - das geht nicht. Da ist schon die Bibel knallhart. Sie sagt: Wir haben unsere Zeit nicht. Sie wird uns geschenkt. Und noch mehr: meine Zeit steht in Gottes Händen (Psalm 31,16).
Interessant.
Für mich heißt das: wenn nicht ich meine Zeit in den Händen halte, sondern Gott sie mir schenkt, dann ist doch jeder Augenblick besonders und wertvoll. Gestern, genauso wie heute und morgen. Jeder Moment zählt und ich darf ihn auskosten. Gerade weil ich nicht so einfach über meine Zeit bestimmen und verfügen kann.
Und das gilt auch für mein Leben. Es ist kostbar - so wie es ist und so wie es gelaufen ist. Denn beliebig verlängern und ergänzen, kann ich es nicht.
Der biblische Hinweis gefällt mir.
Ich finde ihn nämlich ziemlich entlastend. Denn einerseits kommt mir das Leben zwar oft viel zu kurz vor. Da sind so viele Möglichkeiten. Und ich würde gerne noch so viel mehr ausprobieren, um wirklich das Beste aus meiner Zeit herauszuholen.
Andererseits setzt mich genau dieser Wunsch manchmal ganz schön unter Druck.
Dauernd darüber nachdenken, was ich in der Zukunft noch alles tun könnte, sollte und müsste. Oder mir den Kopf zerbrechen, was ich in der Vergangenheit vielleicht alles verpasst und nicht gemacht habe. Das ist auch ganz schön anstrengend.
Dann habe ich nämlich den Kopf voll und das hält mich manchmal davon ab, den Moment wirklich zu erleben und die schönsten Momente zu genießen.
Gottseidank - im wahrsten Sinne des Wortes - teile ich mir meine Zeit aber nicht selber zu. Einteilen kann ich sie mir, aber drehen, an dem was mir zugedacht ist, kann ich nicht.
Ich glaube, Gott trägt die Verantwortung über meine Zeit. Und macht damit mein Leben kostbar, die schönen und die schweren Stunden. Jeder Moment zählt. Jeder Tag ist ein Geschenk.

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