Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Worte können sich abnutzen. Und wenn sich Worte abnutzen, ist auch nicht mehr klar, was das Wort eigentlich meint. Wenn man zum Beispiel alles Mögliche als „spannend" bezeichnet, mag es auch noch so langweilig sein, dann verliert das Wort irgendwann seinen Sinn.
Wie ist das eigentlich mit dem Wort „Weihnachten"? - Alle Jahre wieder in wochenlangem Gebrauch, wird es bis an die Grenzen des Erträglichen strapaziert. Es gibt wohl kaum ein Wort auf Erden, das so oft in falschen Zusammenhängen benutzt wird. - Eigentlich müsste Weihnachten schon längst ruiniert sein.
Aber, was für ein Wunder: Weihnachten ist haltbar. Für mich ist das eines der großen Geheimnisse von Weihnachten. Vielleicht, weil da etwas so Unglaubliches und Unfassbares geschieht: Gott wird Mensch. Das kann man keinem vernünftig erklären. Aber das ist so groß, das kriegt man einfach nicht klein; ganz egal was man tut.
Die Schauspielerin Iris Berben hat das einmal in einer Art Liebesgeständnis zusammengefasst:
„Seit über 2000 Jahren hält Weihnachten aus. Und durch. Darf ich mal die Belastungen aufzählen? Wütende und missmutige Menschen, die durch die Straßen irren, weil sie noch keine Geschenke haben. Streitsüchtige Schwiegermütter, die sich in den Teig der Vanillekipferl einmischen. Rechthaberische Ehemänner, die auf der Suche nach dem Christbaumständer den Sinn des Lebens in Frage stellen.
Weihnachten hält schlechten Geschmack aus. Unfassbar, was in wenigen Stunden auf der ganzen Welt ausgepackt wird.
Weihnachten hält atemberaubende Duftkombinationen aus.
Wie viele Witze muss Weihnachten ertragen, wie viel Protest, Streit und Frust und seelische Zusammenbrüche. Aber niemand kommt daran vorbei. Weihnachten ist unerschütterlich. Ich kann mir das Jahr ohne Weihnachten
gar nicht vorstellen. Weihnachten hilft, die Unberechenbarkeit des Lebens auszuhalten."
Also: Frohe Weihnachten!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14348
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