Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Na und? Haben Sie dran gedacht? Die Schuhe rauszustellen? Bzw. die rausgestellten Schuhe zu füllen!  ? - Ach, so. Das ist nichts für Sie! Das macht Ihre Frau! Bzw. die Kinder sind längst aus dem Haus.
Dann kennen Sie das gar nicht, was mir mal passiert ist. Dass ich nichts hatte, und am frühen Morgen ziemlich dumm da stand. Die anderen hatten nämlich doch was erwartet zum Nikolaustag und ihre Schuhe rausgestellt. Und in meiner Verlegenheit suchte ich schnell ein paar Mandarinen, Äpfel und Nüsse zusammen - was ich halt auf die Schnelle in Küche und Lagerraum finden konnte und füllte damit die Schuhe.
„Das hättest du dir auch schenken können!" hörte ich später.
Ja, besser wäre es gewesen. Das hätte ich mir schenken können.
Und vielleicht ist das, an einem Tag wie diesem, sowieso mal einer Überlegung wert: Sich das Schenken zu schenken. Zumindest, das, was nicht aus dem Herzen kommt, sondern nur als Pflicht erscheint.
„Ich müsste dringend mal die oder jenen besuchen", so schießt es mir manchmal durch den Kopf. Dabei habe ich genau den nicht für einen Besuch und mache ihn trotzdem. Hinterher habe ich mich schon öfter gefragt, ob es nicht besser gewesen wäre, zu Hause zu bleiben, so unaufmerksam und so unaufgeräumt wie ich war. Genauso könnte ich an das nicht ernst gemeinte Kompliment denken, an die vorgegaukelte Freundlichkeit, das vermeintlich klärende Gespräch mit dem rechthaberischen Unterton. Der vorwurfsvolle Blick. Die alte Rechnung, die nach langer Zeit beglichen werden soll.
Geschenke, die man sich getrost schenken kann, weil niemand sie braucht.
„Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu", heißt es im Volksmund. Die Bibel wird konkreter: „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst!"
Das dürfte ja auch in unseren Geschenken zum Ausdruck kommen. Schenken so, wie Gott es meint. Tun, was er selbst nach den Worten der Bibel immer wieder tut: Freundlichkeit weitergeben, ein gutes Wort sagen, trösten und offen sein füreinander. Ja, so schenkt Gott - ohne Hintergedanken. Herzlich. Einfach, Einzig, weil er liebt.

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