Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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 Kriegt dein Handy Kopfweh, wenn es mal länger an bleibt? So schrieb ich meiner Schwester eine SMS.
Sie wollte von Hamburg zu mir in die Eifel kommen und wusste nicht genau, mit welchem Zug. Ich sollte sie aber abholen, und da das Handy aus war, konnte ich sie nicht erreichen. Wie blöd. Deshalb die Frage, ob das Handy Kopfweh kriegt, wenn es länger an ist.
Aber so ist meine Schwester: die nutzt das Handy zum Telefonieren, und wenn sie nicht telefoniert, ist das Dings aus - Pech. 
Mich brachte dieses Erlebnis etwas ins Grübeln. Müssen wir eigentlich immer erreichbar sein? Ist das typisch Mensch in der heutigen Zeit, dass einen dauernd jemand anklingeln oder antexten darf? Und dass erwartet wird, dass ich mich sofort melde? Ja, irgendwie ist es typisch. Im Theater oder Kino wird mittlerweile extra darauf hingewiesen, die Mobiltelefone abzustellen.
Letztens hörte ich sogar mal ein Telefon bei einer Beerdigung läuten. Es gibt Untersuchungen darüber, dass Arbeitnehmer  für ihre Chefs ständig erreichbar sein müssen und deshalb auch am Wochenende das Handy nicht abschalten können.
Aber nicht alles, was üblich ist, ist auch gut. Meine Schwester hatte mir damals aus dem Zug eine SMS geschrieben: das Handy kriegt kein Kopfweh, aber ich. Schlagfertig. Und stimmt wahrscheinlich.
Erreichbar sein ist prima, aber immer erreichbar sein macht Kopfweh. Der Trick dagegen ist: der Anrufbeantworter: Ich bin erreichbar, man kann mir eine Nachricht aufs Band sprechen und ich kann mich dann zurück melden.
Aber nicht immer sofort. Es gibt auch Zeiten, da will ich für mich sein, mit jemandem ernsthaft reden, ungestört etwas leckeres kochen, in den winterlichen Sternenhimmel schauen und mich in den Himmel träumen. Und danach hab ich auch kein Kopfweh mehr, sondern ich bin erreichbar und ich rufe zurück.

 

 

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