SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Was macht man eigentlich, wenn man alles im Leben erreicht hat - und dabei noch ganz jung ist? Der Rennfahrer Sebastian Vettel lässt mich darüber nachdenken, was Leben Sinn verleiht. Er ist zum dritten Mal Weltmeister geworden - mit gerade mal 25 Jahren, in einem spektakulären Rennen. „Ganz schön schwierig, so jung schon alles erreicht zu haben", finde ich. „Mein Mitleid hält sich in Grenzen", meint mein Sohn. „der kann sich jetzt aussuchen, was er macht. Oder er chillt einfach." - „Dauer-Nichtstun nervt auf Dauer, hast Du nach den Sommerferien selbst einmal gesagt" gebe ich zu bedenken. „Er kann auch jeden Abend im Fernsehen auftreten wenn er will, der muss sich nicht langweilen. Oder er fährt eben noch ein bisschen Auto." Zumindest hat Sebastian Vettel ganz im Sinne des aktuell gekürten „Jugendworts des Jahres" gehandelt: Yolo heißt es, und bedeutet: You only live once, du lebst nur einmal. Der junge Rennfahrer hat sein Talent konsequent umgesetzt, seine Zeit genutzt und sein Leben gewiss nicht vertrödelt. Yolo, du lebst nur einmal.
Weil Sebastian Vettel darüber hinaus einfach sympathisch rüberkommt wünsche ich ihm, dass er später einmal nicht so nervig wird wie Boris Becker. Er wird nach dem Ende seiner Karriere für sich herausfinden müssen, was seinem Leben dann Sinn und Tiefe verleiht.
Jedenfalls wird mir klar: Ob schon mit 25 weltmeisterlich erfolgreich oder wie ich mit 50 in einem ganz normalen Leben - Die Herausforderung bleibt: Yolo, ich lebe nur einmal und muss mir überlegen, wie ich die Zeit und mein Leben gestalte. Sicher: Als Christin glaube ich an das ewige Leben, aber das macht die Sache nicht einfacher. Möchte ich einmal mein Leben in Gottes Hand zurücklegen und sagen: Gott, hier ist es, ich habe im Wesentlichen gechillt oder auf Partys und in Talkshows herumgehangen? Unter einem sinnvollen Leben stelle ich mir etwas anderes vor. Doch - was macht mein Leben sinnvoll, so dass ich es gerne lebe? Ich stelle für mich fest: Die Mischung machts. Wenn ich mir selbst und anderen gut tue, dann bin ich zufrieden und lebe gerne. Das funktioniert, wenn ich das, was ich kann, pflege und ausbaue, zu meinem Nutzen und zum Wohl anderer. Dann macht auch das Faulenzen und Feiern nach getaner Arbeit Spaß. So gesehen: Sebastian Vettel schafft das gerade in seinem Beruf perfekt. Und ich versuche, in meinem Lebensrennen auch ganz passabel über die Runden zu kommen, es kann ja nicht jeder aufs Treppchen.
Irgendwann ist jedes Rennen zu Ende. Yolo, es läuft nur einmal. Ob Gott uns dann aufs Treppchen stellt? „Nach dem Rennen feiern wir" verrät Vettel auf seiner homepage. Gerade so hat Jesus auch vom Himmelreich erzählt. Als einer großen Feier, mit gutem Essen und viel Fröhlichkeit. Möge es so sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14265
weiterlesen...