SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Er hatte ein gutes Gespür dafür, was Menschen brauchen.
So erzählen es zumindest die verschiedenen Legenden, die sich um diesen Mann ranken: Den sehr populären Heiligen Nikolaus.
Es ist eine schöne Tradition am Morgen des 6. Dezember Klein und Groß mit Geschenken zu überraschen und damit auch an diesen guten Mann zu erinnern.
Und wenn die bunte Schoko-Nikolaus-Figur, dann auch noch eine Bischofsmütze, eine Mitra, auf dem Kopf hat und dazu einen Bischofsstab in der Hand hält, dann erinnert sie wirklich an den Heiligen Nikolaus.
Denn der war, wie man erzählt, im 4. Jahrhundert Bischof von Myra. Das liegt in der heutigen Türkei und war damals Teil des Römischen Reiches. Viele Menschen litten große Armut. Nikolaus hatte das Glück der Sohn reicher Eltern zu sein. Die Armut um ihn herum hat ihn aber nicht unberührt gelassen, denn er soll das Vermögen, das seine Eltern ihm hinterlassen hatten, unter den Armen, verteilt haben.
Wie aufmerksam er gegenüber Menschen war, zeigt auch die wohl bekannteste Legende: Nikolaus hilft einem Vater, der in großer Sorge um die damals notwendige Mitgift für seine drei Töchter und damit um ihre Zukunft ist: Nachts wirft er ihnen Goldklumpen durch' s Fenster, ohne dass jemand erkennt, wer der Wohltäter ist.
Aus dieser Legende ist der Brauch entstanden, heimlich über Nacht die Schuhe der  Kinder zu füllen. Überhaupt zeigt sich in allen Bräuchen, dass Sankt Nikolaus es mit den Kindern besonders gut meint. Er beschenkt sie, nimmt sich aber auch Zeit für sie, wenn er sie besucht. Er stellt ihnen Fragen, lässt sie erzählen - von schönen Dingen, aber auch von ihren Sorgen. Und er ermahnt sie auch mal und tadelt, wenn es nötig ist.
In mittelalterlichen Klosterschulen gab es den Brauch, dass sich die Kinder am Nikolaustag einen Kinderbischof wählen durften. Der predigte dann in verkehrter Welt den Erwachsenen und durfte ihr Verhalten tadeln. Wohlgemerkt: Im Mittelalter. 
Es ist wichtig, sich Zeit für die Kinder zu nehmen, um zu erfahren, was sie  bewegt, was sie wirklich brauchen, um sich gut entwickeln zu können.
Das sind oft nicht die großen Geschenke, die hin und wieder auf dem Wunschzettel stehen, vielmehr sind es Dinge wie liebevolle Zuwendung und Verständnis, nach ihren ganz individuellen Bedürfnissen. Kinder müssen spüren, dass sie ganz wichtig sind und vor allem, dass sie geliebt werden -  nicht nur am Nikolaustag.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14263
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