SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Diese Nachricht ging im vergangenen September um die Welt:
Vor der Küste Alaskas war ein junger Fischer auf rauer See von seinem Boot gespült worden und trieb im eiskalten Meer auf einem Plastikbehälter. 24 Stunden! Erst dann hat ihn ein Hubschrauber gerettet.
Es grenzt an ein Wunder, dass er das überlebt hat. Er war stark unterkühlt, aber er blieb bei vollem Bewusstsein!
Der junge Mann muss einen unwahrscheinlichen Überlebenswillen gehabt haben! Um das Bewusstsein nicht zu verlieren, hat er mit sich selbst geredet, sich immer wieder motiviert, nicht aufzugeben und er hat Weihnachtslieder gesungen!
Diese Vorstellung hat mich berührt und gleichzeitig hab' ich ein bisschen schmunzeln müssen. So ein cleverer Junge! Er hat an Weihnachten gedacht - und offensichtlich haben ihn seine guten Erinnerungen an diese Zeit im Inneren gewärmt. Wenn er sich die Wärme im Haus, das helle Licht, das gute Essen und die Geborgenheit im Kreise seiner Familie vorgestellt hat, dann hat er vielleicht die eisige Kälte verdrängen können - weil es ihm, wie man so sagt „warm ums Herz" geworden ist. Und das hat ihn ermutigt nicht aufzugeben, zu hoffen so Schönes wieder erleben zu können.
Und dann hat er gesungen.
Ich hab' mich gefragt, welche Lieder es denn gewesen sein mögen.
Und ich kann mir vorstellen, dass die Weihnachtslieder seiner Heimat unseren sehr ähnlich sind: Dass ihre Texte Hoffnung geben wollen auf ein schönes Leben nach Zeiten der Entbehrung und Finsternis.
(Dass Gottes Sohn hier unter den Menschen geboren worden ist, um diese Welt friedlicher und menschenfreundlicher zu machen.) Und dass diese Lieder die Menschen immer wieder an das Leuchten erinnern wollen, das von der Weihnacht ausgeht.
Ich denke in den Zeiten, in denen die meisten unserer Advents- und Weihnachtlieder entstanden sind, haben die Menschen oft gefroren in der dunklen, kalten Jahreszeit. Besonders, wenn sie unter Armut gelitten haben. Deshalb flehen manche Lieder regelrecht nach Rettung wie zum Beispiel: „Oh Heiland reiß die Himmel auf".
Auch für den jungen Fischer sind einige dieser Lieder möglicherweise so eine Art Hilfeschrei gewesen - oder ein Zeichen der Hoffnung. Wie das Lied „Es kommt ein Schiff geladen." Oder wenn es am Ende von „Stille Nacht, heilige Nacht" heißt: „Christus, der Retter ist da!"
All diese Lieder und Ihre schönen alten Melodien sind den Menschen seit Kindertagen vertraut, ihre Texte kennen viele noch auswendig.
Und irgendwie geht ein Zauber von diesen Liedern aus, der wärmt und hoffnungsfroh stimmt - ja sogar Leben retten kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14260
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