SWR2 Wort zum Tag

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„Eine andere Welt ist möglich“ – dieses Motto steht über den Kampagnen und Aktionen gegen den Gipfel der acht mächtigsten Industrienationen in Heiligendamm. „Eine andere Welt ist möglich“ – das klingt hoffnungsvoll, fast schon naiv. Aber wer kann diese Welt schöpferisch gestalten, der nicht hofft, dass eine andere Welt möglich ist? Und umgekehrt: Wenn eine andere Welt nicht möglich ist, brauche ich mir keine Gedanken mehr zu machen, über himmelschreiende Ungerechtigkeit, darüber, wie Armut und Reichtum verteilt sind, über hungernde Kinder, verzweifelte Eltern, darüber wie sich unsere Umwelt schützen lässt, was sie zerstört. Inständig hoffe ich, dass diese positive Botschaft die Schlagzeilen über den Gipfel und den Protest bestimmen wird und nicht Gewalt, Zerstörung, die selbstgerechte Inszenierung einiger weniger das Geschehen dominieren.
Vor dem G-8 Gipfel war auch eine große Gruppe katholischer Bischöfe unterwegs. Sie kamen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa, Nord und Süd gemeinsam, im Namen der Gläubigen auf der ganzen Welt. Haltet Eure Versprechen, haben sie in Berlin die Bundeskanzlerin gebeten, stellvertretend für die anderen sieben Mächtigen. Haltet das Versprechen, dass weltweit die Armut bis zum Jahr 2015 halbiert werden soll, das Versprechen, besonders Afrika zu helfen.
Armut ist kein Schicksal, nichts Unabwendbares, Wir können sie vermeiden – mahnte beispielsweise Erzbischof Monsengwo aus der Demokratischen Republik Kongo.
Auch die Botschaft der Bischöfe lautet: Eine andere Welt ist möglich; nämlich dann, wenn zu der Globalisierung der Wirtschaft eine Globalisierung der Solidarität und der Nächstenliebe dazukommt. Umgekehrt: In der Lage, in der sich viele Arme auf dieser Welt befinden, würden die gebrochenen Versprechen, letzte Hoffnungen zerstören.
Ob eine solche andere Welt wirklich möglich ist? Optimistisch bin ich eigentlich nicht, aber hoffnungsvoll. In dem Sinne, wie es der Priester und Schriftsteller, Henri Nouwen einmal formuliert hat: Optimistisch sein und Hoffnung haben sind zwei völlig verschiedene Haltungen. Optimismus ist die Erwartung, dass alles sich bessern wird. Hoffnung dagegen ist das Vertrauen, dass Gott seine Verheißung an uns erfüllen wird in einer Weise, die uns zu wahrer Freiheit führt. Der Optimist spricht über Veränderungen in der Zukunft. Der hoffende Mensch lebt und handelt im Augenblick und in dem Bewusstsein, dass unser ganzes Leben in Gottes Händen liegt. https://www.kirche-im-swr.de/?m=1425
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