SWR3 Gedanken

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Peter Wilhelm lacht gerne. Dabei hat er fast jeden Tag mit dem Tod zu tun. Denn Peter Wilhelm ist Bestatter. Oft ist er der Erste, der zu den Angehörigen kommt und mit ihnen redet und sie tröstet. Peter Wilhelm hat keine Angst vor diesen Gesprächen. Keine Angst davor, dass Menschen vor ihm weinen und es fällt ihm auch nicht schwer, dann mal einen anderen in den Arm zu nehmen. Erst mal nichts sagen. Einfach nur da sein.
Als Bestatter hat er keine Angst vor dem Tod. Und vor den Toten erst recht nicht.
Aber es macht ihm Angst, dass heute der Tod und die Toten immer mehr verdrängt werden. Kaum einer, der noch über Nacht zuhause aufgebahrt wird, damit die Angehörigen sich wirklich in Ruhe verabschieden können. So wie es früher einmal üblich war: Noch einmal bei dem Verstorbenen sitzen. Und sich noch einmal die Geschichten erzählen, was Menschen alles zusammen erlebt haben. Auch diese Erinnerung hält uns die Verstorbenen lebendig.
Für den Bestatter Peter Wilhelm ist klar: der Tod gehört ins Leben, dann haben Menschen auch viel weniger Angst davor. Der Tod gehört ins Leben, weil niemand vor dem Tod davon laufen kann. Und wie wünscht sich der Bestatter seine eigene Beerdigung? „So wie man ein Fest feiert, wenn ein Kind zur Welt kommt, möchte auch ich einen würdigen, festlichen Abschied. Zeit gehört dazu, auch die richtigen Worte. Und ein liebevoller Ort, an dem sich meine Angehörigen an mich erinnern". Das kann ein besonderer Platz in der Wohnung sein, mit einem Bild und einer Kerze. Oder eben das Grab auf dem Friedhof. Wichtig ist für den Bestatter, dass die Toten auch im Tod einen würdigen Platz bekommen. Und ihre Namen nicht vergessen werden.
Peter Wilhelm hat keine Angst vor dem Tod. „Ich weiß nicht, was danach kommt und ich will es auch nicht wissen. Was ändert das?", sagt er mit einem Lächeln. „Ich will leben und nicht vergessen werden. Von den Menschen nicht - und von Gott auch nicht."

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