SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Gott ist nicht nur ein Gegenüber, sondern auch wie ein Raum, in dem wir uns bewegen. Das ist gemeint, wenn wir in diesen Pfingsttagen sagen: Gottes Geist bewohnt das Herz des Menschen, jedes Menschen. Gott umfängt die ganze geschaffene Welt mit allem, was zu ihr gehört. Wenn Theologen sagen: Gott ist ‚dreieinig’, dann meinen sie letztlich diese religiöse Erfahrung, dass Gott dem Menschen nicht nur auf einem Weg entgegenkommt, sondern auf vielen, dass er wie ein Raum für sie ist, in dem sie aufgehoben sind.
Verstehen wir Gott so, dann ist kein Mensch ‚Gott-los’ und dann ist kein Ort in dieser Welt ‚von Gott verlassen’. Als Menschen sind wir einbezogen in die Gemeinschaft mit Gott, unabhängig davon, ob einer dieser Beziehung Ausdruck geben will oder nicht, ob er seine Gottesbeziehung in anderen religiösen Formen und Ausdrucksweisen lebt, ob ich etwas mit ihm zu tun habe oder nicht.
Schon immer haben Menschen in den Kirchen versucht, diese Weite ihres Glaubens zu sehen, sie zu leben und zu verstehen. Ambrosius, im vierten Jahrhundert Bischof in Mailand, sagt: Gott „durchdringt alles; alle leben wir in ihm“. Und in der Konsequenz dazu hält er fest: „Jede Wahrheit, von wem sie auch gesagt wird, stammt vom Heiligen Geist.“
Der niederländische Theologe Huub Oosterhuis sucht dieser Weite des Glaubens mit seinen Worten Ausdruck zu geben.. Er tut es in der Sprache eines Gebetes, einer nachdenklichen Bitte. „Du bist die Luft, die wir atmen“ – sagt er- „die Ferne, in die wir Ausschau halten, der Bewegungsraum, der uns geschenkt ist. Du bist das erfreuliche Licht, das die Menschen einander anziehend macht. Wir bitten dich, schaffender Gottesgeist, führe weiter und vollende das Werk, das du begonnen. Dem Bösen, das wir anrichten, komme zuvor und lenke es zum Guten: zu Treue und Geduld, Erbarmen und Sanftmut. Entzünde in uns die Freundschaft für alles Lebendige und die Freude am Guten und Menschlichen.“
Gottes Geist ist also keines Menschen Besitz. Doch kann ihn jeder in dem Maße empfangen, in dem er sich öffnet - auch auf die Mitmenschen hin, so wie sie sind und wer sie auch immer sein mögen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=1419
weiterlesen...