SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Das Leben kann man weder verlängern noch verbreitern. Man kann es nur vertiefen." Der Spruch ist vom Schriftsteller Gorch Fock. Und er ist gut.  Das Leben kann man nicht verlängern und auch nicht verbreitern, man kann es nur vertiefen. Stimmt aber nicht ganz denn die Menschen werden immer älter und man kann das Leben schon ein wenig verlängern mit technischen Hilfsmitteln. Was aber den Menschen oft  nicht unbedingt hilft. Was aber wohl stimmt ist dass man das Leben nicht verbreitern kann. Man kann nicht alles machen. Man muss sich immer entscheiden. Sich entscheiden und verzichten, das sind ganz wesentliche Voraussetzungen dafür, das Leben vertiefen zu können, es intensiver, bewusster, und damit sinnvoll zu machen. Durch ein anderes Verhältnis zur Zeit zum Beispiel. Schnelligkeit lässt keine Intensität zu. Man kann nicht schnell streicheln und man kann auch nicht schnell mal verzeihen. Alle tiefen Erfahrungen haben mit einem entsprechend langen Maß an Zeit zu tun. Tiefer, intensiver wird das Leben auch durch Leid. Wenn man Leid nicht verdrängt, kann es eine Beziehung genauso vertiefen wie Freude. Und das Leben lässt sich überall dort vertiefen, wo sich das Leben sammelt. Im Wortsinne durch die Versammlung, die Gemeinschaft von Menschen. Bei einem Fest, wenn der freudige Anlass gemeinsam einfach schöner ist als einsam. Oder bei einem Trauerfall, wenn sich die Menschen um die Trauernden versammeln um sie zu trösten. Sie spüren lassen, dass das Leben weitergeht, weitergehen muss. Und das Leben wird tiefer, intensiver durch innere Sammlung. Wenn ich mich sammle, mich konzentriere, wenn ich versuche durch Ruhe und Stille die Bruchstücke meines Lebens zusammen zu bekommen. Und ruhig, ganz und vielleicht sogar ein wenig heil dabei werde. Am Leib durch körperliche Ruhe und an der Seele durch Stille. Dann wird das Leben zwar nicht länger und auch nicht breiter, aber tiefer...

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