SWR2 Wort zum Tag

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Mutter und Sohn. Das ist oft eine wechselvolle Beziehung. Aber wenn sie einander am Ende doch noch nah stehen. Das ist Glück. Es zeigt, wie viel Liebe Mutter und Sohn verbunden hat.
Es kann ja auch anders kommen. Zwischen Müttern und Söhnen. Wenn zum Beispiel Söhne und Mütter aufeinander treffen, die so eigene Charaktere sind wie dieser Sohn Jesus und seine Mutter Maria. Da braucht es nicht viel und man verletzt sich. Wenn man sich nicht genug wahrnimmt vor lauter Nähe. Dann muss man auf Distanz gehen, wenn man sich nicht auf Dauer verletzen will.
Die Bibel erzählt wie Mutter und Sohn, in Konflikt geraten.
Bei einer großen Hochzeit, zu der beide eingeladen sind, passiert es.
Der Sohn begabt, überzeugt von sich und seinem zukünftigen Weg, spürt lange schon. Ich bin anders. Ich muss raus aus dem häuslichen Milieu.
Und die Mutter: Sie ist stolz auf ihren Ältesten, aber dass er so eigensinnig ist, das ist für sie nicht leicht. Sie mischt sich ein. Will ihn pushen nach ihren Ideen. Vielleicht auch, weil sie ihre Wünsche auf ihn projiziert.
Und Jesus: Ihr Sohn fährt ihr über den Mund und weist sie zurück als wäre sie eine völlig Fremde: „Frau, was hab ich mit Dir zu schaffen, meine Zeit ist noch nicht gekommen."
Wieso hält eine Mutter nach so einer demütigenden Verletzung noch zu ihrem Sohn? Vielleicht hat sie verstanden, dass sie vorher nicht ihren Sohn geliebt hat, sondern eine Vorstellung, die sie sich von ihm gemacht hat. Und dass ihn zu lieben bedeutet: Ich halte zu ihm auf dem Weg, den er als seine Bestimmung erkannt hat.
Und Jesus, der Sohn? Was hat er getan, dass sie sich wieder nah gekommen sind? So nah, dass seine Mutter am Ende seines Lebens mit am nächsten bei ihm ist.
Die Bibel erzählt nicht, was er getan hat. Aber ich kann es mir eigentlich gar nicht anders vorstellen. Vielleicht hat er eingesehen, dass er sich vertan hat. Jedenfalls im Ton. Ich hoffe, wir Söhne kriegen das hin, dass wir uns in aller Liebe auch entschuldigen.
Ich hoffe, dass wir Söhne und Mütter und auch Väter es schaffen - wenn das Verhältnis schwierig ist - dass Gespräche und vielleicht eine Entschuldigung uns wieder zueinander bringen. Und dass das den Töchtern auch gelingt, ihren Vätern und Müttern gegenüber.
Und wenn das nicht geht?
Ich bin überzeugt: Einen Weg gibt es für die Liebe immer:
Stillschweigend vergeben. Vor allem aber: Wenn wir erwachsene Sohne und Töchter noch Vater oder Mutter haben, und wir lieben einander: Lassen Sie uns nicht knauserig sein, es ihnen zu zeigen. Weil das ist Glück.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14152
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