SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Patchworkfamilie ist doch eigentlich ein schönes Wort: Patchwork, das ist eine warme, bunte Decke; aus vielen kleinen übriggebliebenen Resten wird ein großes, schönes Kunstwerk!
Ein bisschen so wie in der ARD-Vorabendserie, die vor einiger Zeit lief: Papa Türke, Mama Deutsche plus ein Haufen bunt zusammengewürfelter Kinder (‚Türkisch für Anfänger').
Alles gut, möchte man meinen. Nur im realen Leben ist es häufig nicht so einfach...
In der Bibel findet sich eine kleine Randnotiz zum Thema. Die Geschichte fängt ganz normal an: Frau, Mann, Kind. Nun stirbt die Frau und der Mann heiratet eine neue Frau. Ketura heißt sie; sie liebt ihren Mann und schenkt ihm sechs weitere Söhne. Soweit, so easy. Nur: Ketura kämpft vergebens. Ihr Mann liebt sie sicherlich, aber lange nicht so wie seine erste Frau; ihre Söhne sind bestimmt auch liebenswürdig, aber sie reichen niemals an den Sohn der Vorgängerin heran.
Kommt Ihnen das bekannt vor? In einem erscheint die biblische Geschichte jedoch ziemlich altertümlich: Niemand redet hier mit niemandem; keiner setzt sich mit den Problemen auseinander, die eine zusammengewürfelte Familie nun mal mit sich bringt. Heute wissen wir es besser: Unsicherheit und Verlust, Trauer und Eifersucht müssen besprochen und gemeinsam bewältigt werden.
Eine Patchworkfamilie ist eigentlich ein schönes Kunstwerk. Und es ist ein „work in progress", ein ständiges Ringen um ein gutes Zusammenleben. Das Patchwork bleibt ein offenes Kunstwerk - und gerade deswegen bunt und spannend!

1. Mose 25.
„Ketura - Stiefmutter", in: Margot Kässmann, Mütter der Bibel, Verlag Herder 2010.
 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14139
weiterlesen...