SWR3 Gedanken

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Armistice mille neuf cent dix-huit. Waffenstillstand von 1918. Heute ist Feiertag in Frankreich. Überall werden Kränze niedergelegt und das Ende des Ersten Weltkrieges gefeiert. Denn heute Morgen vor 96 Jahren wurde im Wald von Compiègne der Waffenstillstand zwischen Frankreich und Deutschland unterzeichnet. Das war nun das Ende eines Krieges, der ganze Wälder entrodet und Felder verwüstet, Landstriche, Dörfer, Häuser und Kirchen dem Erdboden gleichgemacht hat, ganz zu schweigen von den abertausenden jungen Männern, die für einen Krieg, den keiner wirklich verstand, ihr Leben lassen mussten.
Heute wird aber auch in Deutschland wie in Frankreich noch eines anderen gedacht, denn der 11. November ist auch Martinstag. Martin wurde in Ungarn geboren, er ist aufgewachsen in Italien, aber er lebte und wirkte lange Jahre in Frankreich - er war Bischof von Tours. Dieser heilige Martin ist wahrlich ein Heiliger: für die katholische, die orthodoxe, die anglikanische und die evangelische Kirche ist er wahrhaft ein Mann des Glaubens. Und das nur, weil er statt in einem Bischofspalast lieber in einer ärmlichen Holzhütte wohnte und weil er mit einem Bettler, der halbnackt vor ihm im Schnee lag, seinen Mantel geteilt hat!
Vor wenigen Wochen hat nun die europäische Union den Friedensnobelpreis erhalten und heute ist ein guter Tag, sich der Leistungen dieser Union einmal bewusst zu werden. Ein Tag, der an einen verheerenden Krieg erinnert. Der Tag aber auch eines europäischen und ökumenischen Heiligen. Heilige sind so etwas wie Vorbilder und vielleicht ist es das, was wir in Europa von ihm lernen können, damit wir noch lange in Frieden leben: bescheiden bleiben und wenn jemand in Not ist, teilen und helfen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14135
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