SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Eigentlich ist es nur ein Kleid, ein Stück Stoff. Es liegt im Raum der Stille in der Citykirche in Koblenz. Es ist das Kleid der KZ-Überlebenden Zofia Klinke. Die Polin wurde 1944 mit 26 Jahren ins KZ Ravensbrück eingeliefert und musste dort dieses gestreifte Kleid tragen. Und mit diesem Kleid kehrte sie auch nach der Befreiung aus dem KZ 1945 nach Polen zurück. Im Jahre 2002 lernte das Ehepaar Margret und Werner Müller aus Köln Zofia Klinke kennen. Sie sind Mitarbeiter des Maximilian Kolbe Werkes, die ehrenamtlich ehemalige KZ-Häftlinge besuchen. Zofia Klinke hat dem Ehepaar Müller dieses Kleid, das sie all die Jahre aufbewahrte, anvertraut. Seitdem haben die Müllers dieses Kleid oft dabei, wenn sie in Schulen und anderswo über das Leben der KZ-Häftlinge und die Arbeit des Maximilian Kolbe Werkes berichten. Das Kleid war auch schon beim Ökumenischen Kirchentag in Berlin, beim Katholikentag in Ulm und zuletzt bei der Heilig Rock Wallfahrt in Trier. Junge Leute der Katholischen Studierenden Jugend haben es dort hingebracht und eine Ausstellung dazu organisiert. Sie haben gemerkt, dass das Kleid eines KZ-Häftlings gut zum Heiligen Rock, dem letzten Hemd Jesu Christi, passt. Weil es die Leiden der Opfer dieser Welt mit den Leiden Jesu Christi verbindet. Und weil es immer wieder gilt, an die zu erinnern, die unter Ungerechtigkeit leiden, haben sie diese Ausstellung in diesen Novembertagen in der Citykirche in Koblenz nochmals aufgebaut.

An jedem Abend in dieser Woche versammeln sich Menschen im Gebet um dieses Kleid. Sie gedenken der Leiden von Zofia Klinke und der Millionen von Opfern des Nazi Terrors. Sie gedenken aber auch aller Menschen, die heute unter Ungerechtigkeit, Hass, Rassismus, Krieg, Hunger und Terror leiden. Gott ist auf der Seite der Opfer und damit die große Hoffnung, dass die Ungerechtigkeiten dieser Welt nicht das letzte Wort haben

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14132
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