Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Möchten Sie eigentlich gerne in den Himmel kommen?
Nein, nicht gleich heute, ich meine überhaupt.
Das ist die Sonntagsfrage.
Wer will in den Himmel kommen?
„lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm!"
So heißt es doch in einem  der häufigsten Abendgebete unserer Kindheit.
Fromm sein
und in den Himmel kommen.
Wer will das wirklich?
Ich habe als Kind in unserem kleinen Dorf regelmäßig
ein frommes Blättchen der inneren Mission ausgetragen.
Das hieß HIMMELWÄRTS.
Mit 12 oder 13 habe ich dann die schmerzliche Erfahrung gemacht,
dass diese tragende Rolle zu einem Imageproblem werden kann.
Mit dem Himmelwärts unterm Arm durchs Dorf zu laufen,
das hat meine Sympathiewerte nicht gerade erhöht.
Es hat mich eher der Lächerlichkeit unter meinesgleichen preisgegeben.
Himmelwärts  schien kein gutes Motto für einen,
der erst einmal richtig in der Welt ankommen sollte.
Und doch ist der Himmel das Höchste und das Beste,
was unser christlicher Glaube als Ziel und Richtung markiert.
Vater unser
im Himmel
ist schon dort.
Jesus ist
so sagen wir im Glaubensbekenntnis
aufgefahren
in den Himmel
Und wir alle sind unterwegs dorthin.
Der Himmel als Hafen und Fluchtpunkt und Endstation.
Der Himmel als Ort endgültiger Geborgenheit und Heimat.
Jenseits aller Angst und Sorge.
Aber wo ist die Anziehungskraft und der Charme des Himmels?
Christoph Schlingensief, der große Regisseur und beeindruckende Selbstdarsteller
hat in den Tagen seiner tödlichen Krankheit ein Buch geschrieben
mit dem Titel:
So schön kann es im Himmel gar nicht sein.
Lieber also schon den Himmel auf Erden haben,
als in den Himmel müssen.
Das scheint vielen attraktiv.
Wir sind nicht die unbändigen Himmelsstürmer,
die es nicht abwarten können,
endlich von hier weg zu kommen.
Und Gott weiß das offenbar sehr genau.
Und er hat uns deshalb eine Brücke gebaut.
Eine Himmelsbrücke sozusagen,
um es uns ein bisschen leichter zu machen,
damit wir Heimweh nach seinem Himmel kriegen.
Er hat uns  Jesus
vom Himmel hoch
herunter geschickt
auf den Boden unserer Tatsachen,
hat sich mit uns verbunden und verbündet,
indem er einfach alles miterlebt und miterlitten hat,
was es gibt unter dem Himmel.
Und dann hat er gesagt:
Ich gehe schon mal vor
und richte alles für euch.
Der zweite Wohnsitz ist sozusagen schon angemeldet.
Wir werden erwartet.
Wir kommen am Ende wie gerufen.
Und wenn wir kommen,
dann ist es wie im Himmel.
Deshalb ist jeder Sonntag eine himmlische Gelegenheit,
schon mal ein bisschen Reisefieber zu bekommen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14092
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