SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Kinder können anscheinend immer nur rennen. Zumindest ist das bei unserem Sohn so. Einfach nur gehen kennt er irgendwie gar nicht. Er rennt nur.

Manchmal glaube ich, dass er deshalb rennt, weil für ihn alles noch so spannend ist. Es ist fast so, als ob er dem Leben entgegen rennen möchte. Er will auf keinen Fall etwas verpassen.

Beim  Erwachsenenwerden, stellt man dann fest, dass das Leben nicht nur Schönes bereit hält. Dass nicht alles im Leben spannend und neu ist. Und dass die unbeschwerte Kindheit, viel zu schnell vorbei geht. Ich trage Verantwortung, ich habe Pflichten und ich muss schauen, dass es weiter geht. Das kann manchmal ganz schön mühsam werden. Und mein Päckchen, das ich durchs Leben trage wird immer schwerer. Kein Wunder, wenn mir dann der Atem fehlt, dem Leben entgegen zu rennen.

Jesus hat einmal gesagt: „Wenn ihr erschöpft seid und der Ballast Eures Lebens zu schwer wird, dann kommt zu mir. Ich will euch erfrischen"[1]. Jesus hat das Leben mit allen seinen Schwierigkeiten hautnah mitbekommen. Er hat gewusst, dass viele Menschen, ganz schön viel Gepäck mit sich durch das Leben schleppen. Unerfüllte Wünsche und Hoffnungen. Enttäuschungen, Wut und so manchen Frust. Beruflich oder privat. Jesus hat das gesehen. Und deshalb hat er diesen Satz sozusagen mitten ins Leben hinein gesagt. „Wenn ihr erschöpft seid und der Ballast Eures Lebens zu schwer wird, dann kommt zu mir. Ich will euch erfrischen". Damit hat ergemeint: vertraut auf Gott. Denn er trägt euer Gepäck mit. Bei ihm könnt ihr Ruhe finden. Dann wird die Last leichter.

 

Jetzt fragen Sie sich vielleicht, wie das gehen soll. Das mit dem Ablegen und dem Erfrischt werden. Na ja, ich glaube, dass ich mir erst einmal bewusst machen muss, was ich denn da alles mit mir rumschleppe. Ich selber versuche das immer wieder, indem ich mir zuerst alles aufschreibe, was mich gerade so beschäftigt. Wenn ich das benennen kann, dann kann ich es auch ein Stück loslassen. Und das, was ich aufgeschrieben habe nehme ich dann in ein Gebet.

Wenn ich es ausgesprochen habe, dann geht es schon besser. Danach fühlt es sich für mich in jedem Falle leichter an. Ich kann wieder ein bisschen Tempo aufnehmen und dem Leben ein bisschen mehr entgegen rennen. Wie unser kleiner Sohn.

 


[1] Mt 11,28:Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14086
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