Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Manche biblische Geschichte liest sich, als würde sie heute spielen. Zum Beispiel die Geschichte von Elija. Der lebt vor fast dreitausend Jahren. Elija hat einen Rund-um-die-Uhr-Job. Er ist im Auftrag Gottes unterwegs. Keine leichte Aufgabe. Denn König Ahab hat gerade Isebel geheiratet. Die Tochter eines anderen Königs. Isebel bringt Geld mit - und einen anderen Glauben. Sie verehrt Baal, einen Fruchtbarkeitsgott. Elija aber setzt sich für seinen Gott ein. Mit allen Mitteln. Kämpft sogar mit dem Schwert gegen die Priester Baals. Und siegt. Aber Isebel gibt sich nicht geschlagen. Sie verfolgt Elija. Und der ist einfach nur noch müde, fertig. Er geht in die Wüste, setzt sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Elija kann nicht mehr.
Nicht mehr können. Das kennen wir unter Begriffen und Krankheitsbildern wie Depression und Burn-out. Immer deutlicher wird heute: Menschen können zerbrechen. Unter dem Druck im Beruf, unter den Erwartungen der Familie, unter ihren eigenen Ansprüchen. Elija geht es nicht anders. Und doch hält seine Geschichte einen Hoffnungsschimmer bereit. Elija schläft ein. Unter seinem Ginsterstrauch. Da kommt ein Engel, so erzählt die Bibel, fasst ihn an und sagt: „Steh auf und iss!" Elija guckt sich um. Neben sich entdeckt er ein Brot und einen Krug mit Wasser. Elija isst und trinkt. Aber er ist noch nicht so weit. Er legt sich wieder hin. Und ein zweites Mal kommt der Engel, berührt ihn, und bringt ihn endlich auf die Beine. Elija entdeckt das Leben wieder (1 Kön 19,1-8) Sicher, ich lebe nicht in der Wüste. Aber Elijas Geschichte bietet auch für heute etwas. Sie sagt mir: Wenn ich am Boden liege, wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann helfen die ganz einfachen, die grundlegenden Dinge. Ein Lob von einem Freund. Eine Tasse Kaffee mit der Kollegin. Ein Telefonanruf: Wie geht's? Eine Hand, die sich in meine schiebt. Ist das zu einfach? Ich meine nicht. Brot, Wasser und ein Engel vertreiben nicht die Sorgen, lösen nicht die Lebensprobleme, heilen keine Krankheit. Aber sie helfen, aufzustehen, einen ersten Schritt zu machen, loszugehen. Ein solcher Engel kann heute jeder sein.

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