SWR3 Gedanken

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Jeder Zweite von uns besitzt nichts. Zumindest, sofern man sich darunter zählbare Vermögenswerte vorstellt. Das in etwa sagt uns der neue Armut- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Arm ist man deshalb noch lange nicht. Nur reicht das Geld halt nie, um noch etwas auf die hohe Kante zu legen. Doch was heißt das eigentlich? Arm sein oder reich. Ab wann ein Mensch arm ist, das haben wir relativ klar geregelt. Doch wo fängt der Reichtum an? Bin ich schon deshalb reich, weil ich zur sogenannten Mittelschicht gehöre? Weil ich mir ein kleines Häuschen erarbeitet und ein paar Ersparnisse auf dem Konto habe? Oder bin ich erst dann wirklich reich, wenn die erste Million mein Konto schmückt? Reichtum bleibt seltsam nebulös.
Wenn ich hier in Kaiserslautern gelegentlich mit Studenten aus Afrika oder Asien zusammenkomme, bekommt Reichtum nochmal eine andere Dimension. Reich an Geld ist nämlich keiner von denen. Ganz im Gegenteil. Dafür mangelt es vielen nicht an Lebensfreude und die hat nicht zwingend etwas mit dem Kontostand zu tun. Ab einem bestimmten Betrag, so hat man herausgefunden, steigt sie gar nicht mehr weiter an. Er ist erstaunlich niedrig. Reich sein kann sehr viel mehr Facetten haben als nur den Kontostand.
Dennoch hat es einen Grund, warum wir die Armut bei uns so klar geregelt haben. Denn eines ist bei allem inneren Reichtum auch ganz klar. Arm an Geld zu sein ist alles andere als lustig. Arm zu sein schließt aus einer Konsumgesellschaft wie der unseren aus, macht manchmal sogar krank. Krank am Körper und an der Seele. Nicht nur in Afrika oder Asien, auch hier bei uns.

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