Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Kennen Sie das Arche Noah Prinzip? Damit niemand untergehen muss? Sie erinnern sich doch bestimmt an dieses sagenhafte Schiff mit dem Gott dafür sorgt, dass nicht alles in der Sintflut versinkt. Da ist zunächst einmal nicht zu übersehen, dass die Tiere den meisten Platz eingeräumt kriegen. Bei weitem. Alles, was kreucht und fleucht ist Gott wichtig, gerettet zu werden.
Scharweise, paarweise, wenns geht. Die Tiere jedenfalls sind in Gottes Schöpfung zuerst da und allemal wert, verschont zu werden. Das alleine wäre schon Grund genug, Arche Noah Prinzip genannt zu werden.
Und es wäre im Prinzip auch schon eine ganze Menge, wenn wir das heute auch noch berücksichtigen würden im Umgang mit der erschöpften Schöpfung.
Was mich aber besonders begeistert ist der Gedanke, dass Noah lange gewartet hat.
Ich meine, bis die Klappe zu, alles an Bord und er abfahrbereit war. Das stelle ich mir ziemlich nervig vor, wie sie da auf und abgegangen sind und an den Himmel geschaut und das Wasser haben steigen und das Schiff immer mehr hin und her haben schwanken sehn.
Aber es gab kein Vertun, es half alles nichts, noch konnten sie nicht losfahren und sich sicher fühlen, weil immer noch jemand gefehlt hat:
Die Schnecke nämlich. Die Schnecke nämlich ist, ihrem Talent gemäß, sagen wir gemäßigt schnell angekommen, eben im Schneckentempo.
Und weil das so war, stelle ich mir den Noah und seine Leute ziemlich unruhig vor.
Und freue mich an dem Gedanken, dass sie nicht selbst das Tempo bestimmen konnten,
just in time, sondern, dass nach dem Arche Noah Prinzip die Fahrt erst losgehen kann,
wenn die Schnecke da ist. Aber die muss mit, sonst fehlt was Wesentliches, Unersetzliches.
Wenn das mal auch heute noch gelten würde, wenn es erst losginge, wenn auch der Langsamste in seiner Gattung mitgekommen und vorgekommen und angekommen ist.
Nicht auszudenken, wie viele die Flut der Anforderungen überstehen würden, wenn genug Geduld aufgebracht werden könnte, dass alle ihrer Gangart gemäß Schritt halten könnten, niemand außen vor bleiben muss, weil er im Vergleich seinem Talent gemäß
eben im Schneckentempo ankommt. Das wäre als ob die Arche noch mal gefahren käm.
Wir sind nur wirklich zu retten, wenn wir auch die Entdeckung der Langsamkeit machen
und warten bis die Schnecke um die Ecke kommt, weil sie womöglich wesentliches mitbringt, was uns ohne sie verloren gehen könnte.
Die Arche fährt nur einmal, einen Frühstart kann sie sich nicht leisten.
Und Gott will, dass alle mitkommen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1402
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