Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Wir Deutsche haben ein Problem mit Ausländern, mit der Integration, meinen viele. Ich glaube, das stimmt nicht, es ist kein wirklich deutsches Problem. Mir scheint das universal zu sein, viele Länder sind davon betroffen: In Bulgarien werden Sinti und Roma menschenunwürdig behandelt, Kurden werden in der Türkei bedrückt, koptische Christen in Ägypten bedrängt. Schade!
Was ist da in uns Menschen, dass wir Fremden mit Argwohn begegnen? Gott, hast Du vergessen, in uns etwas zu installieren? Haben wir ein warmes Herz etwa nur für uns selbst, aber einen Stein in der Brust, wenn wir Fremden begegnen? Wieso gehen wir nicht freundlich und neugierig auf Menschen zu, die zu uns kommen? Klar sind die anders als wir. Aber das ist doch gerade der besondere Reiz, wenn wir dorthin in den Urlaub fahren. Das suchen wir doch: Die Fremdartigkeit und Buntheit der Welt, das Exotische in fernen Ländern, die Lockerheit der Italiener, die Impulsivität der Spanier.
Ich saß vor kurzem im Zugabteil, da meckert die Frau neben mir zu ihrer Freundin: „Die Griechen, die sind jetzt pleite, da kannste jetzt auch nicht mehr hinfahren. Man weiß ja nicht, ob´s da noch sicher ist." Ich spüre bei den beiden Frauen Angst. Sie fühlen sich unsicher.
Schade, denn Integration funktioniert ja genau anders herum:
Wenn ich mich sicher fühle und mich ohne Furcht auf denjenigen freue, der mir Neues entgegen bringt. Integration von Fremden heißt: Offen sein für neue Begegnungen ohne Angst und ohne Furcht.
Dazu braucht es zweierlei: Erstens muss ich wirklich offen sein wollen für solche Kontakte, auf der Straße, im Zug, im Einkaufscenter an der Kasse. Mal ein kurzes Gespräch wagen, ein freundlicher Blick, ein Lächeln öffnet mich für fremde Menschen neben mir.
Und es braucht hier ein Zweites: Bitte, liebe integrationswillige Menschen in unserem Land, nehmt solches Lächeln auch an, ihr dürft darauf vertrauen, wir meinen es ehrlich und heißen euch willkommen in unserem Land.
Mein Kölner Lieblings-Kabarettist Jürgen Becker sagt das so:  Geht doch heute mal raus unter die vielen bunten Leute auf die Straße. Integriert heute mal jemanden. Und lasst euch heute mal integrieren. Denn sich gemeinsam zu integrieren macht am meisten Spaß.
Danke Jürgen, ich glaube, die Bibel könnte das nicht schöner sagen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14011
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