SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Burnout" - Ausgebrannt sein, sich im Beruf verbrennen. Es gibt viele Redeweisen, wie das Phänomen genannt wird. Aber egal wie ich es nenne, es nimmt eklatant zu, dass Menschen durch ihre Arbeit so erschöpft sind, dass sie sich nicht mehr erholen können und in ein Sinnlosigkeitsgefühl stürzen, das depressive Züge hat. Die Wissenschaftler streiten sich zwar noch darüber, ob „Burnout" eine eigene Krankheit ist, oder nur eine andere Seite der Depression. Manche sprechen vom Burnout als einer Depression, die Männer haben dürfen. Weil „normale" Depressionen bei manchen Männern als Schwäche gelten, die sie sich sonst nicht leisten können. Männer definieren sich scheinbar mehr über ihre Leistung. Und Burnout kriegt man, wenn man zu viel und zu Perfektes von sich verlangt. Aber das passiert sieht auch Frauen, wenn sie meinen, immer allen alles recht machen zu müssen. Und Es ist auch keine Frage des Alters. Sich für eine Sache über die Maßen verausgaben geht als Kind und als älterer Mensch.

Aber genau das ist die Wurzel des Problems: Zu viel und perfektionistisch sind nämlich nicht nur die Ansprüche von einzelnen. Diese Ansprüche sind in unserer Kultur inzwischen für viele Standard. Stichwort „Karriere"...

Es ist also schwer sich diesem Anspruch auf viel Schaffen, Alles richtig machen und Leistung zu entziehen. Ein Grund ist sicher, wenn ich meinen Lebenssinn und meine Identität nur aus dem Beruf ableite. Wenn mich jemand fragt: Wer oder was bist du?, dann antworte ich ja meistens mit meinem Namen und mit meinem Beruf: Ich bin Lehrer. Das ist auch richtig. Aber das ist noch nicht alles von mir. Wer bin wäre ich sonst, wenn ich mal pensioniert bin?

Ich stehe noch am Anfang meines beruflichen Wegs und deshalb denke ich viel darüber nach, was ich tun kann, um einem Burnout vorzubeugen. Das eine ist, dass ich mir erlaube, Fehler zu machen. Das andere ist aber auch, dass ich meine familiären Kontakte und Freundschaften pflege und dass ich versuche, mir in der Freizeit einen Ausgleich zu schaffen: Sport, Musik und Reisen. Aber das führt alles nur zu dem, was ich letztlich entscheidend finde: Wenn ich oder wenn andere mich fragen, wer ich bin, dann will ich für mich zuerst eine Antwort haben, die aus einem anderen Horizont kommt als nuraus dem Beruflichen. Und vielleicht sage ich mir das nächste Mal im Stillen bevor ich antworte, dass ich Lehrer bin: ich bin ein von Gott geliebter Mensch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13994
weiterlesen...