SWR3 Gedanken

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"Ich bin in den Weltraum geflogen, aber Gott habe ich dort nicht gesehen."
Juri Gagarin soll diesen Satz gesagt haben. Er hat 1961 als erster Mensch in einem Raumschiff die Erde umkreist.
Auch, wenn diese Aussage vermutlich eher gut platzierte Sowjetpropaganda war: viele Menschen haben die Raumfahrt von da an als Beweis für Gottes Nichtexistenz gefeiert. Denn, wenn Gott sich da draußen im Himmel nicht blicken lässt, tja dann gibt's ihn wohl nicht!
Die Leute haben recht: einen Gott, der im Himmel thront, von Planet zu Planet schwebt und nebenbei einen herrschaftlichen Blick auf das Treiben auf der Erde wirft, den gibt es tatsächlich nicht.
Dafür gibt es aber das Himmelreich!
Also der Bereich, in dem zwar Gott nicht unbedingt wohnt, wo aber doch Gottes Maßstab gilt. Dieses Himmelreich kann theoretisch auch im Weltall irgendwie vorkommen, aber erst einmal ist es ganz irdisch verortet. Sozusagen just around the corner.
Himmelreich und damit Gott ist da, wo Menschen die Erfahrung machen, ich bin geliebt. So wie ich bin. Mit all meinen Stärken und mit meinen Schwächen.
Das gilt von Gott her jeden Menschen: du bist geliebt!
In dem Moment, in dem ich das annehmen kann, passiert etwas. Wo mir so viel Liebe und Anerkennung gilt, bin ich nicht mehr abhängig von der Beurteilung anderer.
Und in dem Moment, in dem ich andere auch als von Gottes geliebte Menschen betrachte, passiert noch viel mehr: das Himmelreich erdet sich.
Wo ich dafür sorge, dass andere nicht auf ihre Leistung oder ihr Versagen reduziert werden, wo ich dazu helfe, dass ein Klima der Wertschätzung entsteht, wo Menschen sich als liebenswürdige Menschen erfahren und begegnen, da überall sind Stücke vom Himmelreich,  mitten auf der Erde.
Kein Wunder, dass Juri Gagarin Gott nicht im Weltraum gesehen hat.

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