SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Die Jüngeren unter uns kennen es schon gar nicht mehr anders: der dritte Oktober ist der Tag der deutschen Einheit!
Vor über 20 Jahre haben friedliche Protestzüge im Osten Deutschlands die Wende möglich gemacht.
Was damals ein Impuls der evangelischen Kirche in Leipzig gewesen ist, hat immer mehr Menschen überzeugt und ermutigt. Bis auch die Machthaber kapituliert haben. Vor Kerzen und Gebeten.
Die Mauer war überwunden. Zuerst symbolisch und bald auch ganz konkret.
Die Wiedervereinigung ist ein modernes Wunder, und es ist gut, dass wir diesen Feiertag haben.
Es soll nicht vergessen werden, dass Freiheit und Demokratie keine Selbstverständlichkeiten sind.
Es soll auch nicht vergessen werden, dass sich vor zwei Jahrzehnten ein Teil der Bevölkerung nicht frei in diesem Land bewegen konnte.
Es soll nicht vergessen werden, dass diese Reisefreiheit tatsächlich heute noch nicht für alle gilt.
Es wird heute nicht vergessen werden:
Am 8. September hat sich eine Gruppe von Asylsuchenden in Würzburg auf den Weg nach Berlin gemacht. Zu Fuß. Sie machen auf die Härte der Residenzpflicht
aufmerksam. D. h, auf jene Regelung, die Asylsuchenden nur mit einer Sondergenehmigung erlaubt, die ihnen zugewiesene Region zu verlassen. Mit ihrem Marsch verstoßen sie dabei gegen diese Regelung, aber bisher sind sie noch nicht aufgehalten worden. Im Gegenteil: wo sie hinkommen, erfahren sie bei den Leuten viel Gastfreundlichkeit und Unterstützung.
Ob die Asylsuchenden mit ihrem friedlichen Protestzug in Berlin heute auch ein modernes Wunder erleben, steht noch aus.
Mein Gebet heute gilt diesen Menschen. Und eine Kerze zünde ich auch an.
Auf die Freiheit und für die Freiheit - hier in Deutschland.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13924
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