SWR2 Wort zum Tag

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Es geht leichter, wenn ein Weg nicht immer bergauf und bergab führt. Auf einer einigermaßen ebenen Strecke lässt es sich leichter wandern. Ich will nicht behaupten, dass das Flachland das interessantere Gelände ist. Berge und Täler haben etwas für sich. Doch wer viel und gerne zu Fuß unterwegs ist, wird - zumindest von Zeit zu Zeit - auch die Ebenen zu schätzen wissen. Der Weg durch das ebene Gelände schont die Kräfte. Und der weite Blick lässt oftmals schon früh das Ziel besser sehen. Das kann sich wiederum positiv auf die Motivation auswirken.
Was für jede Freizeitwanderung gilt, kann auch auf den Lebensweg übertragen werden - auf den persönlichen Lebensweg oder auf den Weg eines ganzen Volkes. In solchen Bildern und mit solchen Erfahrungen im Hintergrund spricht der Prophet Jesaja seinem Volk Mut zu. Das Volk Israel befindet sich auf dem Heimweg zurück aus der Gefangenschaft im fernen Zweistromland. Doch der Weg nach Hause zieht sich in die Länge und zehrt an den Kräften. Die Füße der Befreiten werden schwer, das Ziel bleibt - noch - verborgen und Hindernisse verstellen Aussicht und Weg.
In dieser Situation sieht der Prophet Jesaja den Weg der Heimkehrenden plan und eben werden. „Alles, was euch jetzt noch als Hindernis auf eurem Weg erscheinen mag, das wird Gott ausräumen", ruft er den Rückkehrern zu. Und weiter: „Ihr findet im Dunkeln den Weg nicht, aber Gott wird eure Dunkelheit erhellen. Ihr müht euch auf unwegsamem Gelände ab, doch Gott wird den Weg vor euch ebnen."
Das ist Gottes Zusage an das Volk Israel vor über 2500 Jahren. Ich glaube allerdings: Sie gilt auch heute noch. Denn sie kommt aus dem Herzen Gottes und sie enthält etwas von seinem Wesen, diesem Licht-Schöpfer und Lebens-Begleiter, dessen Name auch „Sehend-Macher" und „Weg-Begradiger" lautet.
Ich vertraue darauf, dass Gott mir den Weg erhellt, wo mir das Leben düster erscheint. Eine schwache Flamme vielleicht nur, doch lichtstark genug, um einen neuen Tag zu beleuchten, dessen Ende ich noch nicht absehen kann. Und ich vertraue darauf, dass Gott meine Lebenswege bahnt, wenn ich die Berge des Alltags nicht mehr überschauen kann. Vielleicht ist es nur ein schmaler Pfad und nicht gleich eine bepflanzte Allee, aber doch breit genug, um für heute festen Tritt zu fassen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13844
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