SWR2 Wort zum Tag

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Die islamische Welt ist im Aufruhr. Wieder einmal. Die Bilder, die uns Journalisten aus Libyen, dem Sudan oder aus Afghanistan übermitteln, sind erschreckend, aber nicht neu. Ähnliches konnte man nach der Veröffentlichung der dänischen Mohammed-Karikaturen sehen. Neu ist der Anlass - ein Video, das den Propheten Mohammed als Kinderschänder und Mörder darstellt, verbreitet über das unkontrollierte und auch nicht kontrollierbare Internet. Ein übles Machwerk, das von Anfang an keine andere Absicht hatte, als die religiösen Gefühle anderer Menschen zu verletzen und Unfrieden zu stiften. Die Rechnung ist aufgegangen - leider! Höchste Zeit, den Wahnsinn zu stoppen.
Wer die Sache nüchtern, das heißt mit emotionalem Abstand, betrachtet, wird schnell zu dem Schluss kommen, dass es bei dem so genannten „Schmäh-Video" weder um die Wahrnehmung künstlerischer Freiheit geht noch um Meinungsfreiheit. Der Film ist reiner Schund und pure Polemik mit dem alleinigen Ziel, Menschen zu kränken und zu demütigen. Dafür gibt es auch in einer offenen Gesellschaft keinen Platz und nebenbei: die Beschimpfung religiöser Überzeugungen ist bei uns strafbar. Das sollten sich alle gesagt sein lassen, die - aus welchen Gründen auch immer - eine öffentliche Aufführung verteidigen.
Was mich als Christ an den gegenwärtigen Vorgängen besonders entsetzt, ist zweierlei: zum einen die Gewaltbereitschaft der Beleidigten. Protest ist angesagt, ja! Aber die Mittel müssen friedlich bleiben. Fanatische Muslime nützen die Unruhe, um Hass und Gewalt zu säen. Dem muss entschieden Einhalt geboten werden - auch von muslimischer Seite. Hier wünsche ich mir mehr Besonnenheit, geboren aus einem Selbstbewusstsein, das die Größe der eigenen Religion nicht von einem minderwertigen kleinen Video tangiert sieht.
Das andere, was mich entsetzt, ist die Behauptung, der christliche Glaube sei zu derlei religiöser Beleidigung imstande. Was hier geschieht, ist mit dem christlichen Glauben schlicht unvereinbar. Im Jakobusbrief im Neuen Testament wird die menschliche Zunge einem Feuer verglichen, das die ganze Welt entzünden kann, weil sie gelegentlich voll tödlichen Giftes sei und von der Hölle entzündet. Der Verfasser des Jakobusbriefs ist eindeutig: Wer verletzt, was anderen heilig ist, kann kein Christ sein, sondern handelt diabolisch. Christen üben Respekt und stiften Versöhnung.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13842
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