SWR2 Wort zum Tag

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„Est modus in rebus", sagt der Lateiner, „Es gibt ein Maß in allen Dingen". Nun, genauso angestaubt wie die lateinische Sprache scheint heute auch die Rede vom Maß halten und vom tugendhaften Leben. Die Tugend des Maßes gehört zu den so genannten „Kardinaltugenden" und die sind aktuell denn je. Es geht dabei nämlich nicht nur darum, wie wir uns einschränken müssen, sondern vor allem um das gute Leben - Jesus hat es ein „Leben in Fülle" genannt.
Mit dem Einschränken ist das dagegen so eine Sache, bei mir vor allem wenn's ums gute Essen geht, um's leckere Steak und den aromatischen Speck und so.....   40 Kilo Fleisch konsumiert jeder von uns im Jahr - durchschnittlich, weltweit. Das ist doppelt so viel wie vor 50 Jahren - und weil die Bevölkerung in dieser Zeit stark gewachsen ist, ist es insgesamt sogar das Fünffache. Leider ist damit auf Dauer kein gutes Leben auf der Erde möglich, denn für jedes Kilo Fleisch muss die achtfache Menge von Getreide angebaut werden. Die Anbauflächen weltweit werden immer knapper und das, was verfüttert wird ist meistens aus Monokulturen von Soja, die in den Anbauländern sehr viel ökologischen und sozialen Schaden anrichten. Ebensoviel Leid geschieht dabei den Tieren aus der Massentierhaltung, denn nur durch Riesen-Ställe und Schlachtfabriken ist es überhaupt möglich, dass solche Massen von Fleisch auf den Tisch kommen können. Das Tier als Geschöpf Gottes wird zur bloßen Ware, dessen qualvolles Dasein in Kauf genommen wird. So schwer es mir fällt und so gut mir die Wurst schmeckt: Ich muss anerkennen, dass es so nicht weitergehen kann. Aber wie ist es machbar, diesen Teufelskreis zu stoppen? Seit vielen Jahren schon gibt es die Bewegung hin zu biologisch produzierten Nahrungsmitteln, bewusster zu konsumieren, schonend mit der Natur umzugehen. Und doch ist es insgesamt eine recht kleine Gruppe von Menschen geblieben, die einen solch nachhaltigen Lebensstil pflegt. Leute, die es sich etwas kosten lassen, bewusst Maß halten - und dabei leider viel zu oft unter sich bleiben.
Ich meine: Die Massentierhaltung hat so schlimme Folgen für die Tiere, die Natur und uns Menschen, dass es nicht reicht, Appelle auszusprechen und damit nur wenige zu erreichen. Die Massentierhaltung muss verboten werden. Dann nämlich würden wir alle in Deutschland und den Industrieländern einen großen Schritt machen zum gesunden Maß und zum besseren Leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13840
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