SWR3 Gedanken

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Ein lauer Sommerabend. Meine Freundin und ich sitzen gemütlich auf dem Balkon. Sie fragt mich: „Du sag mal, was denken eigentlich die Leute von mir? Wie komme ich bei anderen an?"
Puh...schwierige Frage. Gott sei Dank kennen wir uns so gut, dass ich ehrlich sein kann. So ein Moment wird dann kompliziert, wenn die Antwort nicht so leicht fällt. Wenn es vielleicht etwas Kritisches zu sagen gibt. Zum Beispiel: „Ich erkenn Dich manchmal nicht wieder, wenn Du auf neue Leute zugehst. Du wirst dann so albern." Vor so einer Frage standen vor über 2000 Jahren die engsten Freunde von Jesus. Er hat sie nämlich genau das gefragt: „Was sagen die Leute über mich?" Darauf können die Jünger noch gut antworten. Das wissen sie. Aber dann geht's ans Eingemachte: „Und ihr? Für wen haltet ihr mich?" fragt Jesus. Jetzt müssen die Jünger Farbe bekennen. Endlich fasst sich Petrus ein Herz und sagt: „Du bist der Messias, der Retter. Du bist Gottes Sohn." Vielleicht ein bisschen formelhaft, diese Antwort. Aber wenn das jemand aus voller Überzeugung sagen kann, dann ziehe ich den Hut.
Ich bin ehrlich gesagt froh, dass Jesus diese Frage nicht mir gestellt hat. Ich könnte nicht so schnell und überzeugt antworten. Vielleicht auch weil er mir nicht so greifbar gegenüber sitzt wie meine Freundin auf dem Balkon.
Aber was würde ich antworten auf die Frage „Für wen hältst Du mich? Wer bin ich für Dich?" Ich hab sie je nach Lebenslage schon ganz unterschiedlich beantwortet: Für mich ist Jesus einer, an dem ich manchmal zweifle, ein Radikaler, einer der ganz schön viel verlangt, ein gutes - und manchmal auch zu gutes - Beispiel. Und er ist auch einer der mir Halt gibt und mit mir geht. Was würden Sie antworten?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13837
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