SWR3 Gedanken

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Beim Wort „Herberge" denke ich erst mal an Jugendherberge: viele Betten, wenig Waschbecken die alle nutzen und wenig Platz im Schrank. Natürlich denke ich als Theologin bei „Herberge" auch an die Weihnachtsgeschichte, in der Maria und Josef in einem Stall geschlafen haben.
Vor kurzem habe ich das Wort „Herberge" in einem völlig neuen Zusammenhang gehört. Ich bin im Büro einer Bekannten gewesen und dort hing in wunderschöner Schrift folgender Satz an der Wand: „Es gibt Worte, die sind wie eine Herberge." Dass Worte eine „Herberge" sein können, das war mir neu.
Aber als ich ein bisschen darüber nachgedacht habe, hab ich gemerkt, es stimmt. Es gibt Worte und Sätze, bei denen fühle ich mich einfach geborgen oder auch „beherbergt". Ich hab zum Beispiel eine Kollegin, die spürt, welches Wort jetzt gerade passt. „Johanna, geht es Dir gut? Kann ich Dir was abnehmen?" Oder eine Freundin, die nach einem Besuch diese Nachricht hinterlassen hat: „Ich genieße die gemeinsame Zeit immer so sehr." Da sind Worte wie „Herbergen". Die richtigen Worte zur richtigen Zeit. Es gibt auch Situationen, in denen ich es schaffe, diese Worte zu sagen. Wenn es zum Beispiel Konflikte gibt, und ich vermitteln kann. Dann fühle ich mich mit meinen eigenen Worten wohl und bin zufrieden.
„Es gibt Worte, die sind wie eine Herberge." Dieser Satz hat mir viel zu denken gegeben und mir klar gemacht, wie wichtig diese Herbergen aus Worten sind. Klar ist auch, dass sie nicht leicht zu finden sind, aber ich versuche es jetzt öfter mal.

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